Umfragen:SPD setzt Aufwärtstrend fort

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Seit dem TV-Duell hat die SPD deutlich aufgeholt: Drei Meinungsforschungsinstitute sehen keine Mehrheit mehr für Schwarz-Gelb. Der Kanzler gibt sich selbstbewusst: "Es gibt eine Mehrheit - für mich", sagte er im SZ-Interview. Auch CDU-Vize Böhr meint, das Rennen sei noch völlig offen.

Christoph Böhr sagte dem Handelsblatt, es gebe möglicherweise "in dieser Gesellschaft keine klare Mehrheit für den Kurs, für den Schwarz-Gelb steht".

Am 18. September wird es für Angela Merkel offenbar enger als gedacht (Foto: Foto: AP)

Laut Böhr herrscht in der Bevölkerung "ein flaues Magengefühl" vor, das man mit der Frage umschreiben könne: "Wer weiß, welche Medizin uns die Union verabreichen will." Dieses Grundgefühl in den letzten zehn Tagen noch zu drehen, werde "sehr schwer", sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende.

Würde am nächsten Sonntag gewählt, bekäme die Union zwei Punkte weniger als in der Vorwoche und läge wieder bei 41 Prozent, ermittelte das Institut Infratest dimap für den "ARD-Deutschland-Trend". Im Gegenzug gewinnt die SPD zwei Punkte hinzu und erreicht 34 Prozent.

Die Linkspartei verliert einen halben Punkt und bekommt 8,5 Prozent. Die Grünen bleiben stabil bei 7 Prozent. Die FDP verbessert sich um einen halben Punkt auf 6,5 Prozent. Einen ähnlichen Trend hatte das Institut Forsa am Mittwoch veröffentlicht.

Schröder jetzt 19 Punkte vor Merkel

Die Zugewinne für die SPD beruhen nach Interpretation der Meinungsforscher vor allem auf deutlich verbesserten Werten für Bundeskanzler Gerhard Schröder. Auch mit dem Abstand einiger Tage seien 47 Prozent derer, die das Fernsehduell gesehen haben, der Ansicht, der Kanzler habe besser abgeschnitten. Nur 30 Prozent sähen Merkel vorn.

Dies wirke sich auch bei der Frage aus, wen die Wähler lieber als Kanzler hätten. Diese Woche nannten 54 Prozent Schröder (plus 6) und nur noch 35 Prozent Merkel (minus 7). Innerhalb einer Woche erhöhte sich der Vorsprung für Schröder im Direktvergleich von 6 auf 19 Punkte.

Allerdings gehe nach wie vor die große Mehrheit der Wähler davon aus, dass es einen Wechsel an der Spitze der Bundesregierung gibt. 67 Prozent erwarten, dass Angela Merkel Kanzlerin wird, nur 26 Prozent glauben, dass Schröder im Amt bleibt. Jedoch haben sich die Vorstellungen von der "Wunsch-Koalition" gegenüber der Vorwoche verschoben. 36 Prozent nannten eine große Koalition "am besten für Deutschland" (plus 3), nur noch 29 Prozent plädierten für Schwarz-Gelb (minus 6).

Viele Wähler empfinden Entscheidung als schwierig

Bei den inhaltlichen Themen machte die SPD auf allen Feldern gegenüber der Vorwoche Boden gut - am deutlichsten bei der Steuerpolitik. Jeweils 35 Prozent votierten für die Steuerpolitik von SPD und Union. Noch vor einer Woche hatte die Union einen Vorsprung von 19 Punkten (42:23).

Auch auf dem Feld der Rentenpolitik legte die SPD deutlich zu und übernahm mit 35:30 wieder die Führung vor der Union. Dagegen behielt die Union einen deutlichen Vorsprung in der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik.

Freut sich über die jüngsten Umfragezahlen: Gerhard Schröder (Foto: Foto: AFP)

Die Meinungsforscher von Infratest dimap heben "zunehmende Tagesschwankungen" bei der Wählerbefragung hervor. Sie führen dies darauf zurück, dass es mit 22 Prozent eine große Zahl von Unentschiedenen gebe und dass die Entscheidung von vielen Wählern als besonders schwierig empfunden werde.

Emnid: Patt zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Rot-Grün

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag von N24 ergab für die SPD ein Plus von zwei Punkten auf 33 Prozent bei der so genannten Sonntagsfrage. Unverändert sah Emnid die Union bei 42 Prozent, Grüne und FDP bei jeweils sieben Prozent. Damit herrscht laut Umfrage ein Gleichstand zwischen den Lagern Schwarz-Gelb und Rot-Rot-Grün. Beide würden 49 Prozent erreichen.

Die Umfrage ergab auch, dass der SPD im Verlauf des Wahlkampfes wieder eine deutlich höhere Kompetenz in der Sozialpolitik zugemessen werde. Während die Union im Juli auf 28 Prozent und die SPD auf 26 Prozent kam, drehte sich das Bild jetzt um. Im September glaubten 32 Prozent, dass die SPD die bessere Sozialpolitik mache, während das nur noch 27 Prozent von der Union erwarteten.

Dabei spielt laut Analyse vor allem die Diskussion um die Steuer- und Rentenpläne des Wissenschaftlers Paul Kirchhof eine Rolle, der Mitglied im Kompetenzteam der Union ist.

Bereits am Mittwoch hatte auch eine Forsa-Umfrage keine Mehrheit mehr für Schwarz-Gelb ergeben. Die SPD kommt in dieser Umfrage auf 34 Prozent CDU/CSU auf 42 Prozent, die Grünen auf 7, die FDP auf 6 und die Linkspartei auf 8 Prozent. Damit hätten CDU/CSU und FDP mit zusammen 48 Prozent keine regierungsfähige Mehrheit mehr. SPD und Grüne lägen demnach gemeinsam mit der Linkspartei bei 49 Prozent.

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