Umfrage:Zuwanderer bevorzugen die SPD

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Vor allem unter türkischstämmigen Migranten können die Sozialdemokraten auf Sympathie hoffen. Dagegen wenden sich Russlanddeutsche zusehends von der Union ab. Haben die Werbeversuche der AfD bei ihnen Erfolg?

Von Christoph Dorner, Berlin

Zuwanderer interessieren sich im gleichen Maße für politische Parteien wie Menschen ohne Migrationshintergrund. Sie brauchen aber länger, um sich in der deutschen Parteienlandschaft zurechtzufinden. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die von der Bundesregierung in Auftrag gegeben wurde. Für die Parteien bieten die 17 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund ein Potenzial an Wählern und Mitgliedern, das durch inhaltliche Angebote bislang nicht ausgeschöpft wurde, folgert die Studie.

Fasst man alle Herkunftsgruppen zusammen, bevorzugen Zuwanderer die SPD (40,1 Prozent) vor der Union (27,6 Prozent), Grüne und Linke kommen auf niedrige zweistellige Werte. "Die Parteien können sich aber nicht mehr auf alte Verbundenheiten verlassen", sagte Cornelia Schu, Direktorin des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration bei der Vorstellung der Studie.

In ihrer Parteipräferenz tendieren türkeistämmige Zuwanderer weiterhin stark zur SPD. Die traditionell hohen Zustimmungswerte von Spätaussiedlern für die CDU/CSU ist hingegen deutlich eingebrochen. Inwiefern hiervon neben der Linken auch die AfD profitiert, geben die Daten, die zwischen März und August 2015 erhoben wurden, allerdings nicht her. Vor den Landtagswahlen in Brandenburg und Berlin hatte die AfD mit Wahlprogrammen in russischer Sprache gezielt Russlanddeutsche umworben. Zuwanderer aus den osteuropäischen EU-Staaten und Menschen, die infolge der Wirtschaftskrise nach Deutschland gekommen sind, neigen zu großen Teilen zu den Unionsparteien.

Eine Analyse der Parteineigung in Verbindung mit Diskriminierungserfahrungen ergebe eine klare Tendenz, schreiben die Autoren der Studie : Je mehr Benachteiligung Zuwanderer aufgrund ihrer Herkunft erlebt haben, desto eher unterstützen sie Parteien links der Mitte. Im Generationenverlauf gleichen sich die Parteibindungen jedoch immer mehr an die deutschstämmige Mehrheitsbevölkerung an.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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