Krieg in der Ukraine:Ukraine erhält 100 Panzerhaubitzen aus Deutschland

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Eine Panzerhaubitze bei einer multinationalen Artillerie-Feuerübung der US-Armee 2022. (Foto: Christof Stache/AFP)

Der Auftrag an den Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann hat ein Volumen von 1,7 Milliarden Euro. Die Waffensysteme gelten als äußerst effektiv, um sich dem russischen Angriff entgegenzustellen.

Von Mike Szymanski, Berlin

Die Bundesregierung geht bei der Militärhilfe für die Ukraine neue Wege und strebt nun auch eine langfristige Unterstützung des Landes mit schweren Waffen an. Die Ukraine soll in den nächsten Jahren 100 moderne Panzerhaubitzen vom Typ 2000 aus deutscher Produktion erhalten. Eine entsprechende Genehmigung für den Verkauf sei seitens der Bundesregierung erteilt worden, erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Kreisen der Rüstungsindustrie und der Regierung. Zuvor hatte das Nachrichtenmagazin Spiegel über dieses Rüstungsgeschäft berichtet. Demnach erteilte das zuständige Bundeswirtschaftsministerium bereits am 13. Juli dem deutschen Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) eine Herstellergenehmigung für das Waffensystem.

Die Panzerhaubitze 2000 ist bereits in der Ukraine im Einsatz. Deutschland hatte auf Bitten der Regierung, schwere Waffen und dabei vor allem Artilleriegeschütze zu liefern, zehn dieser Systeme aus eigenen Beständen abgegeben. Sie gelten als äußerst effektiv, um sich dem russischen Angriff entgegenzustellen. Ukrainische Soldaten sind in Deutschland an diesem System ausgebildet worden.

Die Ukraine hatte den Informationen zufolge im April beim Hersteller Krauss-Maffei Wegmann angefragt, ob das Land die Geschütze direkt vom Hersteller erwerben könne. Die bereits gelieferten Haubitzen stammen aus Beständen der Bundeswehr und kamen aus der Instandhaltung bei der Industrie. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte aber früh klargemacht, dass Deutschland mit der Lieferung aus Bundeswehrbesitz an die Grenzen dessen ginge, was die Truppe entbehren könne. Das Unternehmen soll dann umgehend ein Angebot unterbreitet haben. Entsprechende Informationen bestätigte der Konzern der SZ. Das Auftragsvolumen belaufe sich auf 1,7 Milliarden Euro. Mit Stand 18. Juli hatte die Bundesregierung die Genehmigungen für die Ausfuhr von Rüstungsgütern im Volumen von etwa 600 Millionen Euro erteilt.

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Wolfgang Hellmich, begrüßt den Schritt. "Das ist ein Ansatz, mit dem man der Ukraine wirklich helfen kann", sagte er am Mittwoch der SZ. Allerdings sei nun noch zu klären, in welchem Zeitrahmen die Produktion vorgenommen werden könne. Eine schnelle Fertigung ist kaum zu erwarten. Auch die Rüstungswirtschaft leidet unter Lieferengpässen, unter anderem bei Kanonenrohren. Die Produktion der Panzerhaubitzen dürfte sich in jedem Fall über mehrere Jahre hinziehen. Das Geschütz, Kaliber 155 Millimeter, ist auf einer Kettenpanzerwanne montiert. Die Panzerhaubitze kann bis zu 60 Geschosse laden. Je nach Typ der Munition können sie bis zu 40 Kilometer weit fliegen und dort feindliche Stellungen und Panzer bekämpfen.

Was schwere Waffensysteme angeht, sind neben den zehn Panzerhaubitzen aus Deutschland auch die ersten von 30 Flugabwehrpanzern vom Typ Gepard, die bei der Bundeswehr ausgemustert wurden, und Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II an die Ukraine geliefert worden.

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