Überwachungskameras:Brennpunkte im Blick

Lesezeit: 1 min

Ohne Strom gibt es keine Videoüberwachung und keinen Alarm. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Belastung für Berlins Koalition: Der SPD-Regierungschef Müller will mehr Überwachungskameras, doch Linke und Grüne sind dagegen.

Ein gängiges Argument, das Gegner einer Ausweitung der Videoüberwachung im öffentlichen Raum vorbringen, lautet: Mehr Kameras könnten Straftaten auch nicht verhindern. Zu diesen Gegnern gehören Linke und Grüne in der Berliner Landesregierung; die mit ihnen koalierende SPD und ihr Regierender Bürgermeister Michael Müller wollen sich damit aber nicht zufrieden geben. Müller hat sich zuletzt mehrfach dafür ausgesprochen, mehr Kameras zumindest an den Brennpunkten der Stadt aufzustellen. Als mögliche Orte nannte er den Alexanderplatz, das Kottbusser Tor und den Breitscheidplatz, wo es am 19. Dezember einen Terroranschlag mit zwölf Toten und 55 Verletzten gegeben hatte. Laut Berliner Kurier sagte Müller: "Wir müssen sehen, dass Straftaten damit nicht verhindert werden, aber sie können deutlich schneller aufgeklärt werden." Und möglicherweise ließen sich so "nachfolgende Straftaten verhindern".

Wanderer werden sogar im Wald gefilmt: Von den Wildkameras der Jäger

Die Debatte hat in der Hauptstadt nicht erst seit dem Terroranschlag an Schärfe zugenommen, sondern schon zuvor - seit ein Video veröffentlicht wurde, auf dem ein Mann eine junge Frau in den Rücken tritt und sie die U-Bahn-Treppe hinunterstürzt. Auch dank der Bilder ist der mutmaßliche Täter inzwischen gefasst. Kurz vor Neujahr soll eine Gruppe junger Männer, die meisten davon aus Syrien, ebenfalls in der Berliner U-Bahn versucht haben, einen Obdachlosen anzünden; auf Videobildern waren sie so gut zu erkennen, dass sich die meisten von ihnen der Polizei stellten. Während der Silvesterfeiern am Wochenende setzte die Polizei verstärkt Videotechnik ein, vor allem in Köln, wo hochauflösende Kameras das Geschehen rund um den Hauptbahnhof filmten; dort war es im Jahr zuvor zu massiven sexuellen Angriffen auf Frauen gekommen.

Welches Ausmaß die alltägliche Bildaufzeichnung bereits angenommen hat, zeigten die Warnungen von Datenschützern vor einem Bereich, in dem man sich eigentlich sicher wähnte vor Kameras: dem Wald. Der bayerische Datenschutzbeauftragte Thomas Petri warnte am Wochenende vor den Wildkameras der Jäger und Förster. Die Geräte werden durch Bewegungen aktiviert und können per Infrarot selbst nachts gestochen scharfe Bilder liefern. Auch Wanderer und Spaziergänger würden so ohne ihr Wissen gefilmt. Petri: "Die Erfahrung zeigt, dass der Trend zu mehr Kameras geht, überall, ausnahmslos."

© SZ vom 02.01.2017 / dpa/jkä - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: