Übersetzungspannen bei Diplomaten:"Australien und China genießen gleichzeitige Orgasmen"

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Eigentlich besteht die Sprache der Diplomatie aus subtilen Sentenzen und verschnörkelten Floskeln. Wenn aber Übersetzer ins Spiel kommen, kann schon mal was schiefgehen - wie das Buch eines Ex-Diplomaten dokumentiert.

Diplomatie ist eine Kunst, die allzu oft durch Sprachbarrieren behindert wird. Zu diesem Schluss kommt Australiens früherer Chefdiplomat Richard Woolcott in seinem Buch "Undiplomatic Activities" (Undiplomatische Aktionen), das eine Sammlung der lustigsten und zum Teil sinnentstellenden Übersetzungen diplomatischer Ansprachen enthält.

Was flüstert der Übersetzer da ins Ohr? Ryutaro Hashimoto, Japans Premierminister (1996-1998), scheint jedenfalls seine Freude daran zu haben. (Foto: Foto: AP)

Das Werk soll in Kürze erscheinen, Auszüge wurden bereits im australischen Magazin Bulletin veröffentlicht. In seinem Buch beschreibt Woolcott zum Beispiel einen australischen Diplomaten, der bei seiner Antrittsrede in Paris in holprigem Französisch die Gunst seiner neuen Kollegen zu gewinnen suchte.

"Ich bin sehr froh, hier auf meiner Frau zu sein"

Wenn er auf sein Leben zurückblicke, wollte der frischgebackene Pariser sagen, sei es unterteilt in zwei Abschnitte: Sein langweiliges Leben, bevor er nach Paris gekommen sei und sein neues Leben in Frankreich. Zur Belustigung seiner Zuhörer sagte der Diplomat jedoch: "Wenn ich mein Hinterteil ansehe, stelle ich fest, dass es in zwei Hälften geteilt ist."

Auch Woolcott selbst blieb nicht verschont von sprachlichen Missverständnissen. Als er einen Posten als Botschafter in Indonesien antrat, sagte er herzlich (und auf Englisch): "Auch im Namen meiner Frau möchte ich Ihnen sagen, wie froh wir sind, hier zu sein", woraus der indonesische Übersetzer flugs machte: "Ich bin sehr froh, hier auf meiner Frau zu sein."

Wer glaubt, damit sei der Gipfel der Peinlichkeit erreicht, der irrt: Australiens früherer Premierminister Bob Hawke setzte sich laut Woolcotts Buch mit seiner lockeren Art bei einem Japan-Besuch in die Nesseln.

Auf eine für ihn wohl unangenehme Frage eines japanischen Journalisten soll Hawke sehr umgangssprachlich geantwortet haben: "Ich bin doch nicht hier, um den Hanswurst zu spielen" was dem verblüfften Reporter als "Ich bin nicht hier, um für euch den lachenden Schwulen zu spielen" übersetzt wurde.

Selbst Sprachgenies sind vor derartigen Fehlgriffen nicht gefeit, wie Woolcott zufolge auch Australiens Chef der Labour-Partei Kevin Rudd feststellen musste. Rudd gilt als Meister der chinesischen Sprache, trotzdem leistete er sich als junger Übersetzer 1984 folgenden Schnitzer.

"Um ehrlich zu sein, Minister, ich habe Ihren Witz nicht einmal verstanden"

In China sollte Rudd das Lob seines Botschafters auf die australisch-chinesischen Beziehungen auf chinesisch wiedergeben, was er mit den Worten getan haben soll: "Australien und China genießen in ihrer Beziehung gleichzeitige Orgasmen."

Allerdings, schreibt Woolcott, seien manchmal jene Übersetzungen die besten, die eigentlich gar keine seien. So soll ein ungenannter asiatischer Minister bei einem Bankett in Seoul einen langatmigen Witz zum Besten gegeben haben.

Der koreanische Übersetzer, der schon längst nicht mehr folgen konnte, habe darauf dem Publikum die vermeintliche Übersetzung präsentiert, womit er Gelächter und Applaus erntete.

Später soll der Minister selbst den Übersetzer für seine vortreffliche Sprachbegabung beim Übersetzen von Witzen gelobt haben, worauf der Mann gesagt haben soll: "Um ehrlich zu sein, Herr Minister, ich habe Ihren Witz nicht einmal verstanden. Alles, was ich dem Publikum auf koreanisch gesagt habe war, dass der Minister jetzt seinen üblichen Witz erzählt - und dass alle bitte lachen und klatschen sollen."

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