Überfall:Deutscher im Irak getötet

Lesezeit: 2 min

Unbekannte haben auf das Auto von Wasserbauingenieuren in der Nähe der irakischen Stadt Kerbela gefeuert. Dabei starben ein Deutscher, ein Niederländer und zwei Iraker.

Es war das erste Mal seit dem Krieg, dass ein Deutscher im Irak getötet wurde.

Ein US-Militärsprecher teilte in Bagdad mit, der Angriff habe sich nördlich der irakischen Stadt Kerbela ereignet. Ein zweiter Deutscher sei bei dem Angriff verletzt worden, sagte ein Polizeioffizier am Tatort in der Ortschaft Musajjeb. Die Angreifer hätten auch zwei irakische Polizisten erschossen.

Die US-Zivilverwaltung bestätigte, dass zwei Deutsche in der Leichenhalle eines Krankenhauses aufgebahrt worden seien. Nach Angaben der irakischen Polizei hatten die Ingenieure an dem See El Rassasa südlich von Kerbela an einem Wasserprojekt gearbeitet.

Das Auswärtige Amt in Berlin wollte die Identität der Opfer zunächst nicht bestätigen, wies aber daraufhin, dass die deutsche Vertretung in Bagdad eingeschaltet worden sei.

Angriff aus einem vorbeifahrenden Auto

Bei den deutschen Opfern soll es sich um Wasserbauexperten einer Firma handeln, die einen gewerblichen Auftrag von der irakischen Seite erhalten hat. Das Technische Hilfswerk (THW) in Bonn verwies darauf, dass es sein Personal bereits Ende Februar aus dem Irak abgezogen habe. "Es sind keine THW-Mitarbeiter", sagte eine THW-Sprecherin.

Der Angriff aus einem vorbeifahrenden Auto heraus habe sich am Rande der Stadt ereignet, wie der Leiter der Notaufnahme des Krankenhauses dort mitteilte, Dschamal Kadhim.

Unklar war zunächst, ob der Angriff den Deutschen, die in einem Auto durch die Ortschaft fuhren, galt oder möglicherweise den Polizisten. In Musajjeb gibt es mehrere Straßensperren, an denen Pilger und andere Reisende kontrolliert werden, die in die schiitische Pilgerstadt Kerbela fahren.

Die Deutschen hätten Waffen getragen, weil sie in dem Gebiet schon einmal angegriffen worden seien. Das polnische Militär, das für dieses Gebiet zuständig ist, bestätigte die Angaben zunächst nicht.

Bundesentwicklungsministerin gegen Entsendung ziviler Helfer

Nach dem Angriff auf die zwei Ingenieure hat sich Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) gegen eine Entsendung ziviler Helfer nach Irak ausgesprochen.

Wieczorek-Zeul sehe die Haltung der Bundesregierung bestätigt, derzeit keinerlei zivile Wiederaufbauarbeit im Irak zu organisieren, meldete die Leipziger Volkerzeitung vorab.

"Wegen der großen Gefahr angesichts der hohen Unsicherheit ist es nicht zu verantworten, zivile Wiederaufbauhelferinnen und Wiederaufbauhelfer im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums in den Irak zu entsenden", sagte die Ministerin dem Blatt. Sie brachte auch ihr Mitgefühl gegenüber den Opfern und deren Angehörigen und Freunden zum Ausdruck. "Ich verurteile diese Tat auf das schärfste", sagte sie.

Auch die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Krista Sager, brachten ihre Erschütterung über den Tod der beiden Deutschen zum Ausdruck. "Wir sind bestürzt über den gewaltsamen Tod der beiden deutschen Ingenieure im Irak. Unsere tief empfundene Anteilnahme gilt ihren Angehörigen", erklärten sie.

Das Deutsche Rote Kreuz bedauerte ebenfalls den tödlichen Angriff. Es sei "furchtbar", dass zivile Helfer angegriffen würden, sagte Sprecher Fredrik Barkenhammar. Das Rote Kreuz habe sich schon zurückgezogen und arbeite derzeit nicht mehr in Irak.

Nur ab und zu würden Mitarbeiter in das Land fahren, etwa um die Bevölkerung medizinisch zu versorgen. Es sei bedauerlich, dass die Sicherheitslage immer noch nicht so sei, dass Hilfsorganisationen dort arbeiten könnten.

Im Irak befinden sich derzeit nur wenige Deutsche. Nach dem Krieg hatten Mitarbeiter von mehr als zehn deutschen Hilfsorganisationen im Irak gearbeitet, doch die meisten waren nach dem Anschlag auf das Internationale Rote Kreuz (IRK) in Bagdad im Oktober letzten Jahres nach Deutschland zurückgekehrt.

© dpa/Ap - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: