Türkei:Der Krieg gegen die PKK und die Wurzeln des Terrors

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Für die türkische Presse gibt es derzeit nur ein Thema: der Konflikt mit der kurdischen PKK. Während viele den Militäreinsatz im Norden nach wie vor als Option ansehen, zweifeln manche Kommentatoren daran, mit einer Invasion den Terror beenden zu können.

Mit überwiegend besonnenen Kommentaren hat die türkische Presse auf den jüngsten Konflikt der Türkei mit der kurdischen PKK reagiert, einen Militäreinsatz im Norden Iraks als bestehende Option jedoch nicht ausgeschlossen.

Demonstration in Ankara: "Fest steht, unsere Soldaten würden den Krieg gewinnen. Daran soll niemand zweifeln. Doch die eigentliche Frage ist: Kann unser Militär den Krieg auch beenden?" (Foto: Foto: dpa)

Özdemir Ince schreibt in der Tagezeitung Hürriyet: "Ich sage nicht, mit der Invasion muss sofort begonnen, alle Nester der PKK dem Erdboden gleichgemacht werden. Doch nach dem Angriff der PKK am 21. Oktober um 0.20 Uhr muss es heißen: 'Alles ist möglich'. Und dieses 'alles ist möglich' umfasst alle Optionen."

Allerdings zweifeln auch manche Kommentatoren, ob der Terror der PKK durch einen Einmarsch im Irak wirklich beendet werden könne.

Ergun Babahan von Sabah mahnt an: "Wir müssen diesen schmutzigen Krieg beenden. Doch gelingt uns das, wenn wir diese Arbeit schlicht unseren Soldaten überlassen und alles vergessen, sobald wir Überlegenheit im Feld erlangen? Es gibt gute Gründe, unsere Soldaten loszuschicken. Doch eine Tatsache müssen wir anerkennen: Selbst wenn wir in den Nordirak einmarschieren und dort Tausende Militante zur Strecke bringen, werden sich neue finden, die deren Plätze einnehmen, und die Überfälle und tragischen Nachrichten werden nicht aufhören."

Die PKK verfolge ganz klar den Plan, die Truppen in den Nordirak zu locken und einen kurdisch-türkischen Krieg zu provozieren. Auch die Türkei brauche einen langfristigen Plan. "Erstens müssen wir die Grenzen unseres Landes dicht machen, das Einsickern der PKK verhindern und die Sicherheit unserer Bevölkerung gewährleisten. Zweitens müssen wir aber auch verhindern, dass sich weiter junge Männer bewaffnen und am Kampf in den Bergen beteiligen. Wir müssen also dem Terror den Nachwuchs nehmen."

Auch Sabah-Kommentator Hincal Uluc ist skeptisch, ob der Jahrzehnte andauernde Konflikt mit den Kurden durch einen Krieg im Nordirak beigelegt werden kann. "Fest steht, unsere Soldaten würden die Schlachten im Irak gewinnen. Daran soll niemand zweifeln. Doch die eigentliche Frage ist: Kann unser Militär den Krieg auch beenden?"

Das Militär kämpfe seit 23 Jahren in diesem Krieg. Die PKK sei in die Enge getrieben und könne sich kaum mehr bewegen. "Der Terror aber hält an. Wir dachten, er wäre beendet. Doch ohne die Quellen trocken zu legen, die die PKK am Leben hält und die sie wiedererstarken ließen, wird der Krieg nie enden."

Dennoch glauben manche Kommentatoren nicht an eine Alternative zur Invasion, sollten die Amerikaner und Kurdenpräsident Barsani nicht den zeitlichen Aufschub nutzen und das Problem PKK in den Griff bekommen. Mehmet Ali Birand schreibt in den Turkish Daily News: "Die Türkei hatte nie den Wunsch, in den Irak einzumarschieren - bis die PKK am vergangenen Wochenende ihre Angriffe startete. Sie wusste, dass die öffentliche Empörung in der Türkei die Regierung zwingen würde, aktiv zu werden. Doch als Ankara den Knopf drücken wollte, schritten die USA ein und erbaten ein paar Tage Aufschub."

Der Ball sei nun im Spielfeld der Amerikaner. Die Frage sei, was die PKK nun macht. Ändert sie ihr Verhalten nicht, so Birand, wird die Türkei früher oder später intervenieren. "Es gibt keine Alternative."

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