Trotz verlorener TV-Debatten:Bush in Umfragen wieder vorn

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Eine Mehrheit der US-Bürger meint zwar, John Kerry habe sich in den Fernseh-Debatten mit Amtsinhaber Bush besser geschlagen. Trotzdem liegt der Herausforderer in der jüngsten Befragung - knapp zwei Wochen vor der Wahl - wieder hinter Bush.

Bei der CNN/USA Today/Gallup-Umfrage erklärten 52 Prozent der knapp über 1000 befragten Amerikaner, sie würden Bush wählen, nur 44 Prozent bevorzugten Kerry. Damit hat der Präsident - wie vor den drei TV-Duellen - einen Vorsprung von acht Prozent.

Zwar kann der Amtsinhaber sich angesichts dieser Zahlen seines Sieges noch lange nicht sicher sein. Schließlich liegt die Fehlermarge bei plus/minus vier Prozent. Auf jeden Fall jedoch ist Kerry - wenn auch noch immer relativ knapp - hinter Bush zurückgefallen.

Besonders großen Erfolg scheint Bush damit zu haben, seinen Herausforderer als Liberalen und sich selbst als starke Führungspersönlichkeit darzustellen.

47 Prozent der Befragten erklärten, Kerrys politischen Überzeugungen seien zu liberal, während 40 Prozent Bush als zu konservativ bezeichneten.

Besonders wichtig dürfte es für Kerry sein, dass es ihm während der TV-Debatten immerhin gelungen ist, einen Vorwurf des Bush-Teams zu widerlegen: 57 Prozent erklärten, Kerry habe das Zeug zum Führer der Nation.

Doch in Bezug auf die Führungsfähigkeiten liegt er weit hinter Bush zurück. 57 Prozent halten den Präsidenten für eine starke Führungspersönlichkeit, nur 37 Prozent stimmten hier für Kerry - was bei einer Fehlermarge von fünf Prozent auf einen Mindestabstand zwischen den beiden Kandidaten von neun Prozent weist.

Noch zwei Wochen

Es bestätigt sich demnach, was sich bereits 2000 gezeigt hatte. Ist der Sieg bei den TV-Debatten nicht deutlich, muss man bei den Wahlen mit einem knappen Ergebnis rechnen. So schien vor vier Jahren der Demokrat Al Gore den Republikaner George W. Bush in den TV-Debatten knapp geschlagen zu haben - Präsident wurde er trotzdem nicht.

Noch knapp zwei Wochen bleiben John Kerry, die Wähler in den so genannten Swing States zu überzeugen, jenen Bundesstaaten, in denen die Tendenz zu einem der beiden Kandidaten noch nicht klar ist.

Dabei setzt Kerry offenbar stärker auf innenpolitische Themen wie den Engpass an Grippe-Impfstoff und die Sozialversicherungen. Auch wird er in den nächsten Tagen Jagen gehen, umd damit seine Verbindung mit den Menschen auf dem Lande zu betonen - eine Bevölkerungsgruppe, die eher zu den Republikanern tendiert, berichtet USA Todday.

Bush dagegen bleibt bei seinem Lieblingsthema, dem Krieg gegen den Terror. Sein neuer Werbefilm beschuldigt Kerry "und seine liberalen Verbündeten" unter anderrem, sich nicht den neuen Bedingungen nach dem 11. September angepasst zu haben. So würden sie planen, die Ausgaben für Informationsbeschaffung durch Geheimdienste zu kürzen.

Einen Strategiewechsel im Wahlkampf wird es jedoch so kurz vor dem Wahltag nicht mehr geben, erklärte Thomas Mann von der Brookings Institution, einem renommierten "Think Tank" in Washington, ABC Today. "Entweder verstärken sie die Themen, die in den Debatten und Parteitagen bereits angesprochen wurden", so Mann, "oder sie hoffen auf neue Ereignisse, auf die sie reagieren könnten."

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