Treffen in Moskau:Powell und Putin spielen Differenzen herunter

Das Verhältnis zwischen den beiden Staaten sei "großartig", meint der amerikanische Außenminister. In einem Zeitungsartikel kritisiert Powell allerdings Russlands Demokratie.

Das Fundament der beiderseitigen Beziehungen sei so solide, dass Meinungsverschiedenheiten offen und auf dem Wege des Dialogs ausgeräumt werden könnten, sagte Putin nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen zum Auftakt des Treffens mit Powell.

Während eines Empfangs im Kreml erklärte Powell, Meinungsverschiedenheiten seien zwar nicht zu übersehen. Darüber könne jedoch dank des "großartigen" Verhältnisses in aller Offenheit gesprochen werden.

In einem Leitartikel hatte sich Powell zuvor besorgt über die Entwicklung der Demokratie in Russland geäußert. "Das demokratische System in Russland scheint noch nicht die wichtige Balance zwischen Exekutive, Legislative und Judikative gefunden zu haben", schrieb Powell in der der Zeitung Iswestija. Die politische Macht sei noch nicht völlig an das Gesetz gebunden.

Vorbereitung für Diskussionen

In Anspielung auf die Lage in Georgien sagte Powell, die USA respektierten zwar Moskaus "natürliches Interesse" an den Angelegenheiten seiner Nachbarstaaten. "Aber wir erkennen nicht weniger die souveräne Integrität der russischen Nachbarn und ihr Recht auf friedliche und respektvolle Beziehungen" an.

Powell wiederholte seine Forderung, Moskau solle wie vereinbart die Militärstützpunkte in dem Kaukasus-Staat räumen. Gleichzeitig stellte Powell klar, dass die USA keine Truppen in Georgien stationieren wollen.

Beobachtern zufolge bereitete Powell mit seinem Artikel offene Diskussionen mit russischen Regierungsvertretern über Entwicklungen vor, die Washington nach Powells Worten "inne halten ließen". Neben dem Krieg in Tschetschenien und einer von einem ranghohen Mitarbeiter Powells als sehr einseitig beschriebenen Medien-Berichterstattung zur Parlamentswahl Ende 2003 handelte es sich auch um die Verhaftung des Geschäftsmanns Michail Chodorkowski und Russlands Umgang mit Nachbarn, die ehemals zur UdSSR gehörten.

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