"Transatlantic Trends"-Studie 2007:Trügerische Hoffnung auf den Machtwechsel

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Das Verhältnis zwischen Europäern und Amerikanern kühlt einer neuen Umfrage zufolge immer weiter ab. Hoffnung auf eine innigere Freundschaft verbreiten demnach weder die Machtwechsel in Europa noch die US-Präsidentenwahl 2008.

Steffen Heinzelmann

Die Reden der europäischen Spitzenpolitiker wärmen kaum.

Denn obwohl Angela Merkel und Nicolas Sarkozy immer wieder die Stärke der transatlantischen Freundschaft beteuern, kühlt das Verhältnis der Europäer zu den Amerikanern offenbar weiter ab.

Selbstbewusst und kritisch blicken die Europäer über den Atlantik zu den USA, das vermitteln die Ergebnisse der Umfrage "Transatlantic Trends", mit der mehrere Organisationen wie der German Marshall Fund seit 2002 jedes Jahr das gegenseitige Bild und die Probleme in den USA und Europa abfragen.

Hoffnung auf eine innigere Freundschaft verbreiten demnach weder die Machtwechsel in Europa noch die Präsidentenwahl 2008 in den USA. "Es ist mehr als die Führungswechsel erforderlich, um die Risse zu kitten", kommentiert Craig Kennedy, Präsident des German Marshall Funds, die Befragung von 13.000 Menschen in elf EU-Staaten, der Türkei und den USA.

George W. Bushs Politik wird nur von 17 Prozent der Europäer geschätzt

"Offenheit und der Wille zur Zusammenarbeit über den Atlantik hinweg sind notwendig, weil die Welt weiter gegen wachsende Bedrohungen weltweit kämpft", betont Kennedy.

Das Ansehen der USA als globale Führungsnation nimmt demnach weiter ab. Nur noch jeder Dritte der befragten Europäer wünscht sich mittlerweile eine starke Rolle Amerikas, vor fünf Jahren waren es noch 64 Prozent gewesen. Den meisten Vertrauensverlust erlitten die USA in Deutschland - dort sank die Unterstützung von 68 Prozent auf 38 Prozent.

Noch schlechter als das Image der USA ist am Ostufer des Atlantiks allerdings das ihres Präsidenten: Nur 17 Prozent der Europäer schätzen die Politik von George W. Bush.

Als Grund für die brüchige Beziehung sehen die Amerikaner in erster Linie ihren Präsidenten: 39 Prozent nennen diesen als Schuldigen für die transatlantische Verstimmung, erst dahinter liegt in der Umfrage der Krieg im Irak. Vielleicht setzen deshalb viele Amerikaner Hoffnung auf die Präsidentenwahl im November kommenden Jahres.

42 Prozent der US-Bürger hoffen angeblich, dass ein neuer Staatschef das politische Klima zwischen den beiden Kontinenten verbessert. Die Europäer sind da anderer Meinung: 46 Prozent erwarten keinen Stimmungswechsel nach der Ära Bush.

Sehr unterschiedlich scheinen auch die Ängste der Befragten und die Antworten darauf: Während den Europäern der Umfrage zufolge vor allem der Klimawandel schlaflose Nächte bereitet, sorgen sich die Menschen in den USA eher um einen wirtschaftlichen Abschwung oder um die Entwicklung von Atomwaffen in Iran.

China eher eine wirtschaftliche Gefahr als eine Chance

Sogar beim Thema Energiesicherheit, das von beiden Seiten als drängend genannt wird, trennen sich die Lösungswege: Mehr als die Hälfte der Amerikaner wünscht sich mehr Unabhängigkeit von fremden Staaten, auch wenn dies höhere Energiepreise bedeuten würde.

In Europa ist dagegen die Bereitschaft größer, auch mit undemokratischen Regierungen Handel zu betreiben oder auf Energielieferanten diplomatischen Druck auszuüben.

Sorgenvoll betrachten Menschen in Europa und den USA die Entwicklungen in China. Bürger beider Regionen sehen in dem Land mehr eine wirtschaftliche Gefahr als eine Chance, die Hälfte der befragten Amerikaner fürchtet die wachsende Großmacht auch als militärische Gefahr.

Umstritten ist auch die Option eines Militäreinsatzes gegen Iran. Während die Europäer diesen fast einmütig ablehnen, spaltet die Drohung mit der Armee diesmal die Bevölkerung der USA: Anhänger der republikanischen Partei sind dafür, Demokraten dagegen.

© SZ Primetime vom 6.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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