Tragödie:"Wir konnten nicht einmal erklären, dass wir Italiener sind"

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Die Befreiung der italienischen Journalistin Sgrena wurde zur Tragödie: US-Soldaten schossen auf ihren Wagen - ein Mitarbeiter des italienischen Geheimdienstes starb. Die Reporterin, die schwer verletzt wurde, sprach von einem regelrechten Kugelhagel.

Die Journalistin, die für Il Manifesto und die deutsche Wochenzeitung Die Zeit arbeitet, war am Freitag aus der Gewalt ihrer Entführer freigekommen.

Nach ihrer Freilassung im Irak hat die verletzte italienische Journalistin Giuliana Sgrena von einem regelrechten "Kugelhagel" auf ihr Fahrzeug berichtet.

Ihr Wagen sei unter Beschuss geraten, "als ich gerade mit Nicola Calipari sprach", dem italienischen Geheimdienstmitarbeiter, der bei dem Vorfall ums Leben kam, sagte Sgrena dem italienischen Fernsehsender RaiNews24 am.

Immer weiter geschossen

Das Auto sei "unter diesen Umständen" nicht sehr schnell gefahren, aber es sei weiter geschossen worden. "Der Fahrer konnte nicht einmal erklären, dass wir Italiener sind", sagte die Reporterin. Calipari starb, als er sich schützend vor die Journalistin warf.

Sgrenas Lebensgefährte Pier Scolari sagte vor dem römischen Militärkrankenhaus Celio, "die Amerikaner und die Italiener wussten Bescheid, dass der Wagen vorbeikommen würde".

Das Fahrzeug sei nur noch 700 Meter vom Flughafen in Bagdad entfernt gewesen, als US-Soldaten geschossen hätten - "sie hatten also schon alle Kontrollen passiert".

Der italienische Präsidialrat habe den Vorfall "live mitverfolgt", weil er mit einem der italienischen Geheimdienstmitarbeiter in dem Wagen telefoniert habe.

"Dann haben die amerikanischen Militärs die Mobiltelefone beschlagnahmt und ausgemacht", sagte Scolari.

Sgrena war nach ihrer Rückkehr nach Rom am Samstagvormittag sofort ins Krankenhaus gebracht worden und sollte dort erneut operiert werden. Sie war schon am Vortag im Irak operiert worden, nachdem sie bei dem Vorfall angeschossen worden war.

Unbekannte hatten die Journalistin am 4. Februar verschleppt und am Freitag freigelassen.

US-Präsident George W. Bush drückte dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi "sein Bedauern" über den Zwischenfall aus, wie Präsidentensprecher Scott McClellan sagte.

Zuvor hatte die Regierung in Rom den amerikanischen Botschafter einbestellt. Die italienische Opposition rief für Samstag zu Protestkundgebungen auf.

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