Knapp 19 Jahre nach dem Fall des Kommunismus in Rumänien sind zwei Generäle zu je 15 Jahren Haft verurteilt worden. Der Oberste Kassations- und Justizhof in Bukarest bestätigte am Mittwoch die Gefängnisstrafen gegen den 80-jährigen Victor Stanculescu und 76-jährigen Mihai Chitac im Zusammenhang mit dem Tod von 72 Menschen während der Revolutionskämpfe im westrumänischen Timisoara (Temeswar).
Das Gericht verfügte zudem die Zahlung von Entschädigung und Schmerzensgeld in Höhe von mehr als einer Million Euro an die Nachkommen der Opfer. Die beiden Generäle wurden noch am Mittwochabend verhaftet. Wegen ihres Alters und gesundheitlicher Probleme wurden sie in das Krankenhaus des Bukarester Gefängnisses Jilava gebracht.
Kurz nach dem Schießbefehl die Fronten gewechselt
In Timisoara waren am 16. Dezember 1989 die ersten Unruhen ausgebrochen, die zum Sturz und schließlich zur Hinrichtung des kommunistischen Staatschefs Nicolae Ceausescu und seiner Frau Elena führten. Armee-General Stanculescu und der damalige Chef der chemischen Kampftruppen Chitac waren am 17. Dezember 1989 von Ceausescu nach Timisoara beordert worden, um die Revolte niederzuschlagen.
In der Urteilsbegründung hieß es, der von Ceausescu an die Armee gegebene Schießbefehl gegen die Demonstranten in Timisoara sei ungesetzlich gewesen. Deshalb hätten die angeklagten Ex-Generäle sich ihm widersetzen müssen. Stanculescu hatte kurz danach die Fronten gewechselt. Er befahl der Armee, nicht mehr auf das Volk zu schießen.
Zudem war er an dem Prozess und der Hinrichtung Ceausescus organisatorisch beteiligt. Unmittelbar nach Ceausescus Hinrichtung wurde Stanculescu Verteidigungsminister unter dem ersten Präsidenten der Nachwendezeit, Ion Iliescu. Mihai Chitac erhielt damals das Innenressort. Stanculescu agierte anschließend als erfolgreicher Geschäftsmann.