Theaterpraktikum:Klar "sehr froh" über Peymanns Angebot

Lesezeit: 1 min

Der Intendant des Berliner Ensembles erneuert seinen Vorschlag für Christian Klar - und schlägt Baden-Württembergs Regierungschef Oettinger einen Spaziergang mit dem früheren RAF-Terroristen vor.

Am Tag, als über die Hafterleichterungen für den Ex-Terroristen entschied, erneuerte der Intendant sein Angebot: "Ich gehe davon aus - falls Christian Klar seine Meinung nicht geändert hat - dass er im Rahmen seines Freigangs ab Juli, oder besser nach den Theaterferien, seine Arbeit als Praktikant im Berliner Ensemble beginnen kann", sagte Claus Peymann.

Rote Armee Fraktion
:Die Opfer, die Täter, der Terror

Im Zuge der Studentenunruhen radikalisierten sich einige Linke zur Terrorgruppe. 1970 wurde die RAF gegründet - und mordete viele Jahre lang. Ein Überblick in Bildern.

Die Reaktion Christian Klars kam prompt: Sein Anwalt Wolfgang Kaleck erklärte, Klar sei über das Angebot glücklich: "Herr Klar ist 54 Jahre alt und hat nicht so besonders gute berufliche Aussichten. Er ist daher sehr froh über so ein Angebot und hofft, dass die große öffentliche Diskussion, auch unter Beteiligung von Herrn Peymann, seinem beruflichen Werdegang nicht schadet." Klar hoffe, dass er irgendwann mal einfach in Ruhe arbeiten und einfach in Ruhe seinen Weg gehen könne, sagte Kaleck dem Sender N24.

Peymann hatte dem 54-Jährigen bereits vor etwa zwei Jahren angeboten, als Bühnentechniker ein Praktikum zu machen. Er hatte dies damit begründet, dass der Ex-Terrorist nach 23 Jahren Haft eine Chance zur Rückkehr in die Gesellschaft bekommen müsse. Dafür hätte Klar von Baden-Württemberg allerdings nach Berlin in den offenen Vollzug verlegt werden müssen, was seinerzeit scheiterte.

Er finde die Entscheidung der Richter zur Lockerung der Haftbedingungen korrekt, kommentierte Peymann den Spruch des Karlsruher Landgerichts. "Es gibt noch Richter in Deutschland." Der Betriebsrat des Berliner Ensembles hat einem Praktikum Klars auch schon zugestimmt. Zuletzt hatte Peymann auch die kapitalismuskritischen Äußerungen Klars in seinem Grußwort an die Berliner Rosa-Luxemburg-Konferenz im Februar verteidigt.

Peymann kritisiert Oettinger

Peymann kritisierte den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger scharf.

Angesichts der Filbinger-Affäre habe man den Eindruck, dass von Oettinger eine weitaus größere Gefahr für den Rechtsstaat ausgehe als von Klar. "Vielleicht sollte Oettinger in diesen schönen Frühlingstagen einige gemeinsame Spaziergänge mit Christian Klar in Bruchsal unternehmen, damit beide dazulernen."

Peymann hatte mit seiner Sympathie für Ex-RAF-Terroristen bereits in den 70er Jahren für Aufsehen gesorgt. Damals war er als Direktor am Schauspiel Stuttgart wegen einer Geldsammlungsaktion für einen Zahnersatz für die in Stuttgart-Stammheim inhaftierte Terroristin Gudrun Ensslin von Ministerpräsident Hans Filbinger unter Druck gesetzt worden und musste 1979 schließlich gehen.

© AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: