Terrorverdächtiger Youssef M.:Der entscheidende Tipp

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Ein Anruf aus dem Libanon hat zur raschen Festnahme des mutmaßlichen Bombenlegers Youssef M. geführt. Der junge Mann war offenbar streng religiös.

Der entscheidende Tipp für die Festnahme des mutmaßlichen Bahn-Bombenlegers kam von einem ausländischen Geheimdienst, wurde am Montag bestätigt. Der militärische Nachrichtendienst im Libanon habe die deutschen Sicherheitsbehörden am Freitagabend informiert, teilte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Einzelheiten würden nicht bekannt gegeben.

Der in Kiel festgenommene mutmaßliche Bombenleger ist nach Auskunft von Mitbewohnern seines Studentenheimes stark religiös. Der 21-jährige Libanese habe den Islam streng ausgelegt, sagte ein gleichaltriger deutscher Zimmernachbar aus der Wohngemeinschaft.

Angefeindet worden

Youssef sei am vorvergangenen Mittwoch von einer etwa dreiwöchigen Reise aus dem Libanon zurückgekehrt. Er habe ihm erzählt, dass sein älterer Bruder bei einem israelischen Militäreinsatz getötet worden sei. Er habe deshalb seine Eltern in Damaskus besucht.

Der mutmaßliche Bombenleger habe täglich auffallend viel Besuch von Glaubensbrüdern gehabt und oft im Keller des Hauses einen Gebetsraum benutzt. Der bärtige Libanese sei wegen seiner religiösen Haltung und seiner Erscheinung angefeindet worden.

Ein Lehrer des Libanesen sagte hingegen, Youssef sei "in keiner Weise als besonders religiös auffällig gewesen, weder durch Kleidung noch durch sonst irgendetwas". Er hatte den Libanesen in Physik, Chemie und technischer Kommunikation unterrichtet.

Suche nach zweitem Verdächtigen

Das Bundeskriminalamt gab unterdessen das Studentenwohnheim in Kiel nach zweitägigen Durchsuchungen wieder frei. Die Christian-Albrechts-Universität und die Fachhochschule erklärten am Montag, dass ein Student namens Namens Youssef Mohamad E.H. in keinem Studiengang der Hochschulen eingeschrieben sei.

Der Libanese war nach seiner Festnahme am Samstag zunächst als "Student der Mechatronik" bezeichnet worden. Dieses Fach bietet in Kiel nur die Fachhochschule, nicht aber die Universität an. Der 21-Jährige hatte allerdings direkt neben der Fachhochschule bis zum Sommer eineinhalb Jahre lang ein Studienkolleg absolviert, das auf ein Fachhochschulstudium vorbereitet. Normalerweise dauert dies nur zwei statt drei Semester.

Indes setzten die Ermittler am Montag intensiv die Suche nach dem zweiten mutmaßlichen Bahn-Bombenleger fort. Nach Ansicht der Bundesregierung hatten die beiden Unterstützer. Sie sollen vor drei Wochen im Kölner Hauptbahnhof Kofferbomben in zwei Regionalzügen deponiert haben.

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