Terrorpläne aufgedeckt:Eine Fülle unheimlicher Details

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Viele falsche Terror-Warnungen hat es seit 9/11 gegeben. Aber diesmal soll es ernst sein: Der US-Geheimdienst will ausführliche Pläne für Anschläge auf Finanzeinrichtungen in New York und Washington entdeckt haben.

Von Hans Leyendecker

Viele Tausende Terrorwarnungen hat es in den USA seit dem 11. September 2001 gegeben. Anschläge mit Bomben auf Hochhäuser, Fabrikhallen und sogar die Freiheitsstatue in New York waren angeblich geplant. Die zweithöchste Warnstufe, Code Orange, wurde mehrmals verkündet.

Es gab sogar Zeiten, da horteten US-Bürger große Vorräte, um die Wohnung nicht verlassen zu müssen, falls al-Qaida wieder zuschlage, und sie dichteten ihre Fenster ab, um einen Angriff mit Biowaffen überleben zu können.

Da war viel Vorsicht, Angst und Paranoia. Manchmal gab es auch den Verdacht, dass die Regierung Bush die Angst vor neuem Terror instrumentalisiere.

Die Hauptquelle sprudelt in Pakistan

Aber diesmal sollen die Warnungen wirklich ernst sein. "Das ist nicht das übliche Geschwätz. Das sind verschiedene Quellen mit außerordentlichen Details", behauptet Heimatschutzminister Tom Ridge, der den oft zweifelhaften Ursprung vieler Warnungen aus eigener Berufserfahrung kennt.

Ende November 2001 hatte er erstmals vor einem neuen Anschlag gewarnt, weil der muslimische Fastenmonat Ramadan, wie jedes Jahr, bald zu Ende gehe. Kurz darauf wurde sogar verbreitet, al-Qaida besitze Nuklearwaffen.

Die Hauptquelle für den jetzt angeblich bevorstehenden Angriff auf symbolträchtige Finanzinstitutionen in den USA soll in Pakistan sprudeln und sie soll nicht trüb, sondern sehr klar sein. Allerdings gibt es derzeit noch Spekulationen, auf wen die Warnungen zurückgehen.

Verdächtiger soll auch durch Deutschland gereist sein

Es gibt im wesentlichen zwei Theorien. Theorie eins: Bei der Festnahme des aus Tansania stammenden Terroristen Achmed Khalfan Ghailani am 25. Juli in Gujrat im Osten Pakistans sollen zwei Laptops sichergestellt worden sein, auf denen sich angeblich E-Mails befanden, die präzise Hinweise auf Terrorpläne enthielten. Ein weiteres hochrangiges al-Qaida-Mitglied sei festgenommen worden. Dessen Name wurde im pakistanischen Fernsehen mit Noor Mohammed angegeben.

Version zwei: Noor Mohammed heißt in Wirklichkeit Mohammed Naeem Noor Khan, ist vorgeblich Computer-Spezialist der al-Qaida und wurde in Afghanistan im Juni 1998 für den Kampf ausgebildet und soll auch ein Gehalt von der Organisation (170 Dollar im Monat) bekommen haben.

Bei dem hochgewachsenen, etwa 25 Jahre alten Pakistaner sollen die Hinweise auf Anschläge in den USA entdeckt worden sein. Allerdings wurde Khan schon am 13. Juli verhaftet. Khan, der auch den alias-Namen Abu Talha trägt, soll fließend englisch sprechen und angeblich unlängst die USA, Großbritannien und Deutschland besucht haben. Deutschen Behörden kennen seine Identität nicht.

IFW und Weltbank waren angeblich Ziele

Das bei Khan gefundene Material könne den Wert eines "Schatzes" haben, schrieb die New York Times. Aus den Dokumenten soll hervorgehen, dass die Terroristen schon vor dem 11. September Anschläge auf US-Finanzinstitutionen geplant hätten.

Dabei handelt es sich um die New Yorker Börse, das Citigroup Center, das Hauptquartier des Prudential-Konzerns, den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank.

Angeblich wurden von den Terroristen seit Jahren alle Sicherheitsvorkehrungen vor und in den Gebäuden ebenso dokumentiert wie Beobachtungen des Publikumsverkehrs und der umliegenden Straßen. Auch sollen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zu Angestellten oder Details über die räumliche Nähe von Polizeistationen eruiert worden sein.

Angeblich enthalte das Material auch Angaben über die Konstruktion der Gebäude. Daraus sei von den Terroristen abgeleitet worden, welche Sprengsätze einzusetzen seien. Ein Geheimdienstmitarbeiter wird in der New York Times mit dem Satz zitiert, er habe in seinen 24 Dienstjahren noch nie so viele Details in beschlagnahmten Dokumenten entdeckt.

© SZ vom 03.08.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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