Terrorfahndung in London:Verdächtige sollen Afrikaner sein

Lesezeit: 2 min

Die beiden Terrorverdächtigen, die von der Londoner Polizei identifiziert worden sind, stammen aus Somalia und Eritrea. Die beiden Männer lebten offenbar seit mehr als zehn Jahren in Großbritannien und haben die britische Staatsbürgerschaft.

London (SZ) - Dies teilte das britische Innenministerium mit. Die beiden Männer lebten dem Ministerium zufolge seit mehr als zehn Jahren in Großbritannien. Jasin Hussan Omar kam demnach 1992 im Alter von elf Jahren aus Somalia.

Muktar Mohammed Said sei im gleichen Jahr als 14-Jähriger aus Eritrea eingereist, er habe inzwischen die britische Staatsbürgerschaft. Beide hätten in London seit Jahren von staatlicher Unterstützung gelebt, berichteten britische Zeitungen.

Ein Nachbar erzählte, er habe vor kurzem gesehen, wie Said und Omar etwa 50 Kisten in ihre Wohnung getragen hätten. "Ich habe sie gefragt, was sie da nach oben schleppten, und sie haben gesagt: Tapetenentferner. Im Nachhinein betrachtet könnte das etwas ganz anderes gewesen sein."

Verdächtige waren in Londoner Moschee

Die Zeitung Daily Telegraph zitierte einen "Freund" der Männer, der sagte, Said und Omar hätten mit zwei weiteren Freunden in dem Apartment gelebt. Demnach haben beide zwei Londoner Moscheen in Brixton und Finxbury Park besucht, die als Treffpunkte radikaler Islamisten gelten.

Die Wohnung in einem Nordlondoner Hochhaus war am Montag von Polizisten durchsucht worden. Said und Omar sind ebenso wie zwei weitere Terrorverdächtige, die noch nicht identifiziert sind, untergetaucht. Sie sollen am vergangenen Donnerstag versucht haben, Bomben in drei U-Bahnen und einem Bus zu zünden, was aber nicht funktionierte.

Der britische Premierminister Tony Blair forderte eine entschiedene Front gegen Extremisten. "Die Menschen müssen in die muslimische Gemeinschaft gehen und sagen, 'was Ihr über Amerika sagt ist Müll'", erklärte Blair.

Er bestritt erneut, die Terroranschläge in London durch den Irakkrieg mit provoziert zu haben. Der Irakkrieg sei für die Terroristen nur ein Vorwand. Es sei völlig unzulässig zu sagen, dass Amerikaner und Briten im Irak Zivilisten getötet hätten und die Anschläge von London nun eine Vergeltung dafür seien.

Die USA und Großbritannien hätten Zivilisten im Irak immer nur unabsichtlich getötet: "Wir bedauern jeden Todesfall. Aber die Terroristen bejubeln den Tod von Zivilisten."

Der 11. September habe ihn wachgerüttelt, sagte Blair: "Ein großer Teil der Welt ist für kurze Zeit wach geworden, aber inzwischen wieder eingeschlafen."

Auch US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bestritt einen Zusammenhang zwischen den jüngsten Terroranschlägen und dem Krieg im Irak. Eine solche Verknüpfung von Ereignissen sei lächerlich und völliger Unsinn, sagte Rumsfeld auf seiner Reise nach Kirgisien.

Ermittlungen in Ägypten kommen nur schleppend voran

Die ägyptischen Ermittler kommen bei der Fahndung nach den Attentätern von Scharm el-Scheich offenbar nur schleppend voran. Drei Tage nach den Anschlägen zog die ägyptische Regierung am Dienstag die Angaben ihrer Polizei zurück, Pakistaner seien im Verdacht, in die Anschläge verwickelt zu sein.

Pakistans Präsident Pervez Musharraf hatte diesen Verdacht mit scharfen Worten zurückgewiesen. Laut Polizei gehörten allerdings zwei Pakistaner zu einer Gruppe von Männern, die sich am Montag bei Scharm el-Scheich einen Schusswechsel mit den Sicherheitskräften lieferten.

Eine dritte bis dahin unbekannte Islamisten-Gruppe mit dem Namen "Gruppe Tauhid wal Dschihad in Ägypten" bekannte sich zu den Attentaten, bei denen am Samstag nach unterschiedlichen Angaben zwischen 64 und 88 Menschen getötet wurden.

© SZ vom 27.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: