Terroranschlag in Indien:Bomben im Nachtzug

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Bei einem durch Sprengsätze verursachten Brand sind in einem Schnellzug von Indien nach Pakistan am Montag nach Behördenangaben mindestens 65 Menschen ums Leben gekommen.

Ein Bahnsprecher sagte, nach dem Anschlag seien drei weitere Bomben entschärft worden. "Die Terroristen versuchten wahrscheinlich, weitere Anschläge im Zug zu verüben."

Der indische Verkehrsminister Lalu Prasad Yadav machte islamische Extremisten für die Tat verantwortlich. "Die Absicht ist klar, es ist ein Versuch, den Frieden zwischen Indien und Pakistan zu destabilisieren." Der indische Regierungschef Manmohan Singh drückte sein Beileid aus. Er sagte, die Täter würden gefasst.

Die Europäische Union verurteilte die Anschläge scharf. "Der Friedensprozess darf keinesfalls entgleisen", sagte EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner am Montag am Rande ihres Besuches in Neu-Delhi. Es sei wichtig, die Versöhnung und die vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen den Nachbarländern fortzusetzen. Sie sei "wirklich zutiefst schockiert" über den Anschlag, betonte die Außenkommissarin. Den Angehörigen der Opfer gelte "unser tiefstes Mitleid und Bedauern".

Der Samjhauta-Express ("Freundschaft") fährt zwei Mal in der Woche von der indischen Hauptstadt Neu-Delhi nach Attari im nordindischen Bundesstaat Punjab und dann nach Lahore in Pakistan.

Die Eröffnung der Bahnlinie war Teil der vertrauensbildenden Maßnahmen im Anfang 2004 begonnenen Friedensprozess zwischen den verfeindeten Atommächten Indien und Pakistan. Am Dienstag wird der pakistanische Außenminister Khurshid Mahmud Kasuri zu einem Besuch in Indien erwartet.

Die Explosionen ereigneten sich nach offiziellen Angaben während der Fahrt rund 100 Kilometer nördlich von Neu-Delhi im Bezirk Panipat gegen Mitternacht (Ortszeit). Zwei Waggons brannten demnach völlig aus. 30 Menschen wurden verletzt. Nach Polizeiangaben waren mehrere Pakistaner unter den Toten und Verletzten.

Der private Fernsehsender New Delhi Television zitierte Geheimdienstquellen, wonach der mutmaßliche Anschlag mit denen auf Nahverkehrszüge in Bombay im Juli 2006 im Zusammenhang stehen könnte. Damals waren 186 Menschen ums Leben gekommen sowie rund 800 weitere verletzt worden. Indien wirft der pakistanischen Geheimdienstorganisation Inter-Service Intelligency (ISI) vor, für das damalige Attentat auf Indien verantwortlich zu sein.

"Es gibt Augenzeugenberichte, wonach es zwei Explosionen gegeben haben soll", sagte der Geschäftsführer der nordindischen Eisenbahngesellschaft, Vinoo Narain Mathur. "Die Polizei hat zwei Zünder gefunden." Nach Angaben des Fernsehsenders Times Now sollen zwei Benzinbomben im Zug explodiert sein.

Auch der Fernsehsender Star News zitierte Gerichtsmediziner, wonach Sprengsätze und Flaschen mit Benzin benutzt worden seien. Ein Dutzend weiterer solcher Flaschen seien bereits in dem Zug gefunden worden, die nicht explodiert waren.

Weiterhin hieß es, es habe anderthalb Stunden gedauert, bis Rettungskräfte am Unglücksort eingetroffen seien.

Radikalislamische Rebellen kämpfen für die Loslösung Kaschmirs von Indien. Dabei wurden seit 1989 nach amtlichen Angaben mehr als 44.000 Menschen getötet. Indien und Pakistan, die jeweils über Atombomben verfügen, haben seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 drei Mal Krieg gegeneinander geführt.

Nach einer Eskalation des Streits um die Kaschmir-Region, der die Staaten Ende 2001 an den Rande eines Krieges führte, wurde die grenzüberschreitende Zuglinie 2002 eingestellt und im Januar 2004 erneut in Betrieb genommen.

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