Terroranschläge vom 11. September 2001:CIA-Bericht attestiert Ex-Chef Versagen

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Ein internes Papier des US-Geheimdienstes stellt der eigenen früheren Führung ein verheerendes Zeugnis aus. Ex-Chef Tenet habe im Vorfeld des 11. September nicht genug gegen al-Qaida getan - obwohl ihm die drohende Gefahr durchaus bekannt war.

Eine vernichtende Einschätzung des eigenen Hauses: Ein interner CIA-Untersuchungsbericht hat der Führung des US-Geheimdienstes schwere Fehler bei der Bekämpfung des Terrornetzwerks al-Qaida vor den Anschlägen vom 11. September 2001 vorgeworfen. Der damalige CIA-Chef George Tenet habe es versäumt, seine Behörde effizient auf den Kampf gegen diese Gefahr einzustellen.

New York, Manhattan, 11. September 2001: der zweite Jet rast ins World Trade Center (Foto: Foto: AP)

Die CIA-Führung habe nicht alle ihre Möglichkeiten bei der Bekämpfung al-Qaidas angewendet und nie einen umfassenden Plan erstellt, sie zu stoppen, heißt es in einer 19-seitigen Zusammenfassung von CIA-Generalinspekteur General John Helgerson.

Die CIA-Führung habe nicht befriedigend ihre Verantwortung wahrgenommen und "nicht immer effektiv und kooperativ gearbeitet", schreibt Helgerson weiter. In dem Bericht wird daher sogar vorgeschlagen, Disziplinarmaßnahmen gegen Tenet zu prüfen. Auch seine Stellvertreter hätten versagt.

Der damalige CIA-Direktor Porter Goss lehnte Disziplinarmaßnahmen ab, und auch dessen Nachfolger Michael Hayden hielt an dieser Linie fest. Laut Bericht gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass die Anschläge in New York und Washington verhindert hätten werden können, bei denen fast 3000 Menschen getötet wurden.

Ablenkende Wirkung des Berichts

Tenet wies die Anschuldigungen in einer Erklärung zurück. Der Bericht sei "völlig falsch". "Vor dem 11. September hat keine US-Behörde mehr im Kampf gegen al-Qaida getan als die CIA", betonte er. Tenet war 2004 nach sieben Jahren an der Spitze der CIA zurückgetreten.

Der Bericht wurde 2005 und damit ein Jahr nach dem Rücktritt des unter massiver Kritik stehenden Tenet angefertigt. Er wurde aber erst jetzt veröffentlicht, der aktuelle Geheimdienstchef Michael Hayden gab das eigentlich geheime Dokument am Dienstag frei.

Hayden sagte, es sei nicht seine Entscheidung gewesen, den Bericht zu veröffentlichen. Nach einem von Präsident George W. Bush Anfang dieses Monats unterzeichneten Gesetz sei er dazu verpflichtet worden.

"Ich dachte, die Veröffentlichung dieses Berichts würde Mitarbeiter ablenken, die an den Fronten eines globalen Konflikts ihrem Land dienen", sagte Hayden. "Sie wird - mindestens - Zeit und Aufmerksamkeit verzehren und ein Feld wieder besuchen, das schon hinreichend beackert wurde."

Die Erkenntnisse des internen Berichts entsprechen im Großen und Ganzen denen einer Kommission des US-Kongresses, die ihre Ergebnisse im Sommer 2004 vorgelegt hatte. Danach hatten geheimdienstliches Versagen und politische Fehleinschätzung der Terrorgefahr die Anschläge möglich gemacht. Das CIA-Dokument beschäftigt sich aber darüber hinaus eingehender mit Fehlern einzelner Personen.

In einer ersten Reaktion bezeichnete Tenet die Schlussfolgerung des internen Berichts als "schlicht falsch".

© AFP/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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