Terror in Großbritannien:Offenbar Verbindungen nach Deutschland

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Das Puzzle der britischen Fahnder ist noch nicht komplett. Einer der Verdächtigen soll laut Medienberichten von der Terrororganisation al Qaida ausgebildet worden sein. Zudem werden Kontakte der mutmaßlichen Attentäter nach Deutschland geprüft.

Die mutmaßlichen Anschlagsplaner von London hatten laut Innenstaatssekretär August Hanning Verbindungen nach Deutschland. "Offenbar gab es einige Kontakte der mutmaßlichen Attentäter nach Deutschland, diese Kontakte überprüfen wir. Deutschland war jedoch von den Anschlagsplanungen nicht unmittelbar betroffen", sagte der frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) der Bild am Sonntag.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte am Freitagabend im ZDF gesagt, es könne nicht mit "letzter Sicherheit" ausgeschlossen werden, dass es auch Kontakte nach Deutschland gegeben hat. Das werde derzeit geprüft. Schäuble sagte aber auch: "Wir haben bisher keine konkreten Anzeichen für Verbindungen nach Deutschland. Aber wir müssen das, was in Großbritannien passiert ist, natürlich ernst nehmen."

Beckstein kritisiert britische Sicherheitsbehörden

Hanning wies die Kritik des bayerischen Innenministers Günther Beckstein (CSU) an den britischen Sicherheitsbehörden zurück: "Natürlich haben wir Verständnis dafür, dass während einer laufenden Operation nicht alle sensiblen Details mitgeteilt werden können. Schließlich sind noch nicht alle Verdächtigen gefasst." Beckstein hatte der Welt am Sonntag gesagt, er hätte sich "deutlich früher genaue Informationen von den britischen Behörden gewünscht".

Die Festnahme des Mannes mit dem Namen Rashid Rauf in Pakistan habe nach geheimdienstlichen Hinweisen von dort die Verhaftung von mehr als 20 Terrorverdächtigen in London und Birmingham ausgelöst, berichten britische Medien.

Scotland Yard bestätigte die angebliche Al-Qaida-Verbindung zunächst nicht. Informierte Kreise im Londoner Außenministerium bezeichneten Rashid Rauf als "Schlüsselfigur", berichtete die Zeitung Times.

Einer der jetzt in Birmingham festgenommen Muslime sei Raufs Bruder Tayib. Rauf sei 2002 nach Pakistan übergesiedelt und habe dort durch al Qaida eine militärische Ausbildung erhalten.

Nach der Festnahme Raufs seien Terroristen in Großbritannien gewarnt gewesen. Sie hätten daher ihre Pläne, Flugzeuge mit Flüssigsprengstoff zum Absturz zu bringen, möglicherweise vorzeitig umsetzen wollen. Deshalb habe sich die britische Polizei nach Hinweisen aus Pakistan am Donnerstag zur Festnahme alle Verdächtigen entschieden.

Derweil laufe die Fahndung nach eventuellen Mittätern und weiteren Hintermännern weiter auf Hochtouren, berichtete der Sender BBC. Mit weiteren Festnahmen in Großbritannien sowie in Pakistan sei zu rechnen.

Weiter der höchste Alarmzustand

Auch zwei Tage nach Enthüllung von Plänen für Anschläge auf Passagierflugzeuge gilt in Großbritannien weiter der höchste Alarmzustand. Innenminister John Reid sagte am Freitag, die wichtigsten Verdächtigen seien festgenommen worden, doch sei dies nicht ganz sicher.

22 der 24 Festgenommenen können nach einer Entscheidung der britischen Behörden bis mindestens nächsten Mittwoch festgehalten werden. Einer der Verdächtigen solle am Montag angehört werden, ein weiterer Festgenommener sei am Freitag ohne Anschuldigung freigelassen worden, berichtete die BBC.

Die britischen Behörden hatten sich nach Informationen des US-Senders CNN am Donnerstag zum Einschreiten entschlossen, nachdem es mehrere Anzeichen für ein unmittelbar bevorstehendes Losschlagen der Terrorverdächtigen gegeben habe. Es sei unter anderem eine Botschaft aus Pakistan abgefangen worden, in der es hieß: "Macht Eure Angriffe jetzt!"

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