Terror-Gefahr in Großbritannien:Angst vor Plan B

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Die Namen der verdächtigen Terror-Attentäter wurden veröffentlicht: Dabei handelt es sich offenbar ausschließlich um britische Staatsbürger. Die Ermittler fahnden noch nach weiteren Verdächtigen und befürchten, dass es weitere Terrorpläne gibt.

Im Zusammenhang mit der vereitelten Anschlagsserie auf Passagierflugzeuge hat die britische Polizei am Donnerstag 24 Verdächtige festgenommen. Bei den Verdächtigen handelt es sich nach BBC-Informationen ausschließlich um in Großbritannien geborene Muslime.

Hausdurchsuchungen von Verdächtigen in London. (Foto: Foto: AFP)

Die Ermittler fahndeten jedoch nach weiteren Verdächtigen und befürchteten, die Täter könnten einen "Plan B" haben, berichtete der Sender weiter.

Probelauf geplant

Die Attentäter hatten laut US-Angaben in den kommenden zwei Tagen einen Probelauf geplant. Die tatsächlichen Anschläge auf zehn Flugzeuge auf dem Weg in die USA sollten dann binnen weniger Tage folgen, hieß es aus Geheimdienstkreisen in Washington.

Die Täter hätten geplant, eine Peroxid-Lösung zu verwenden, die etwa durch Kamerablitze entzündet werden könnte. Bei dem Probelauf wollten die Attentäter den Angaben zufolge testen, ob es ihnen gelänge, die benötigten Materialien an Bord von Flugzeugen zu schmuggeln.

Bis zu zehn Flugzeuge sollten auf dem Weg von Großbritannien in die USA über dem Atlantik gesprengt werden. Scotland Yard sprach von Plänen für einen "Massenmord von unvorstellbarem Ausmaß".

Konten von Verdächtigen gesperrt

Die Behörden veröffentlichten am Freitag eine Liste mit den Namen von 19 Verdächtigen, deren Konten von der Bank von England eingefroren wurden.

Nach Informationen der BBC handelt es sich dabei ausschließlich um britische Staatsbürger. Die 19 Verdächtigen sind zwischen 17 und 35 Jahren alt. Darunter sollen auch zwei Briten sein, die erst kürzlich zum Islam konvertiert sind.

US-Präsident George W. Bush und andere Politiker bekräftigten ihre Entschlossenheit, den Terrorismus zu bekämpfen. Bush dankte dem britischen Premierminister Tony Blair und den britischen Behörden für eine hervorragende Zusammenarbeit. Dies sei eine "starke Erinnerung daran, dass wir eine Nation sind, die sich im Krieg mit den Islamfaschisten befindet".

Die Angst vor neuen Terroranschlägen stürzte den internationalen Luftverkehr ins Chaos. Mehrere hundert Flüge wurden gestrichen. Zehntausende Menschen saßen auf Flughäfen fest. Allein im Vereinigten Königreich waren nach offiziellen Angaben rund 400.000 Menschen betroffen.

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen

Weltweit wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, so auch in Deutschland. Einzelheiten gab das Bundesinnenministerium aber nicht bekannt. In Großbritannien wurde Alarmstufe eins ausgelöst.

An mehreren wichtigen internationalen US-Flughäfen mobilisierten die Behörden die Nationalgarde, um die Sicherheitskräfte zu verstärken. Auf dem Londoner Großflughafen Heathrow sowie vielen anderen Airports wurden die Personenkontrollen drastisch verschärft.

Die Mitnahme von Handgepäck wurde mancherorts völlig verboten. Erst am Abend normalisierte sich die Lage langsam wieder. Nach Angaben der Lufthansa in Frankfurt sind ab sofort Flüssigkeiten im Handgepäck auf Flügen in die USA verboten. Dazu zählten neben Getränken auch Sonnenmilch, Zahnpasta oder Haargels. Ausnahmen gibt es bei Babynahrung sowie für dringend notwendige Medikamente.

Ziel der Selbstmordattentäter sollen Maschinen der US-Fluggesellschaften United, Continental und American Airlines auf dem Weg nach New York, Washington und Kalifornien gewesen sein.

Pakistan hatte schon vor London zwei Verdächtige gefasst

Die pakistanische Polizei hat angeblich schon vor der Aufdeckung der Anschlagspläne in London zwei Männer festgenommen, die die britische Staatsbürgerschaft haben und als "Schlüsselfiguren" der Verschwörung gelten.

Fahnder hätten die Verdächtigen in der vergangenen Woche in der südlichen Stadt Karachi und in Lahore im Osten von Pakistan gefasst, sagte ein ranghoher Regierungsbeamter in Islamabad.

Beide Männer seien britische Staatsbürger mit pakistanischer Abstammung und "Schlüsselfiguren" des mutmaßlichen Londoner Terrornetzes. "Sie wussten ganz genau über den Plan Bescheid, die Flugzeuge in die Luft zu jagen."

Pakistan habe die Informationen an die Geheimdienste in Großbritannien und den Vereinigten Staaten weitergegeben, sagte der Regierungsbeamte. "Die Festnahmen in Pakistan haben vor dem Einsatz in London stattgefunden", betonte er.

Es sei nicht bekannt, dass die beiden Männer Verbindungen zur Terrororganisation Al Qaida oder weiteren Gruppen in Pakistan hätten. Ein anderer Beamter sagte, die Ermittler hätten in Zusammenhang mit den Londoner Anschlagsplänen außerdem fünf einheimische Verdächtige festgenommen.

Von den 24 Verdächtigen, die in London festgenommen wurden, stammen Fernsehberichten zufolge 22 aus Pakistan.

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