Südkoreanische Taliban-Gefangene:Kurze Atempause im Geiseldrama

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Im Kampf um die Freilassung von 23 in Afghanistan verschleppten Südkoreanern haben die Regierungen in Seoul und Kabul an diesem Montag einen kleinen Erfolg errungen: Die Taliban haben ihr Ultimatum zum zweiten Mal verlängert - um einen Tag.

Eigentlich sollte das Ultimatum der Taliban zur Freilassung der 23 in Afghanistan verschleppten Südkoreanern am Montag ablaufen. Doch jetzt können die Geiseln kurz durchatmen - wenn auch nur für einen weiteren Tag. Da die Regierung in Kabul sich bislang noch nicht ernsthaft darum bemüht habe, das Problem zu lösen, räumten die radikal-islamischen Taliban der südkoreanischen Regierung weitere 24 Stunden Zeit ein, sagte ein Taliban-Sprecher namens Jussif Ahmadi der dpa.

Die Bemühungen der afghanischen und südkoreanischen Regierung um eine Freilassung liefen am Montag auf Hochtouren. Die Regierung halte über verschiedene Kanäle "indirekten oder direkten" Kontakt zu den Geiselnehmern, sagte ein Regierungsbeamter in Seoul. Nach Berichten der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap verhandelten Diplomaten aus Seoul über die Regierung in Kabul mit den radikal-islamischen Taliban, um eine friedliche Beendigung der Geiselnahme zu erreichen.

Seoul hoffe, die Verhandlungen auch nach Ablauf eines neuen Ultimatums der Taliban fortsetzen zu können. Angesichts der Geiselnahme will Seoul ein Reiseverbot nach Afghanistan verhängen. Die Rebellen hatten am Sonntag verkündet, sie hätten das Ultimatum zur Freilassung der angeblich in ihrer Gewalt befindlichen Koreaner wegen laufender Verhandlungen um einen Tag verlängert. Sie hatten zuvor die Entlassung von 23 Gesinnungsgenossen aus afghanischer Haft und den Abzug der rund 200 südkoreanischen Soldaten aus Afghanistan gefordert.

Yonhap berichtete unter Berufung auf Berichte aus Pakistan, dass die Rebellen direkte Verhandlungen mit der südkoreanischen Regierung gefordert hätten, weil die Gespräche mit afghanischen Unterhändlern zu scheitern drohten.

Vorbereitungen für Befreiungsaktion getroffen

Afghanische Sicherheitskräfte und die US-geführten Koalitionstruppen haben nach Angaben der Regierung in Kabul bereits Vorbereitungen für eine mögliche militärische Befreiungsaktion getroffen. Die Einheiten hätten ein Dorf im Bezirk Kara Bagh umstellt und warteten auf den Befehl zur Durchsuchung der Gegend, hatte es am Sonntag geheißen. Da die Geiselnehmer jedoch gedroht hätten, die Geisel im Fall eines Angriffs zu ermorden, warte man weitere Einsatzbefehle ab.

Die Saemmul-Gemeindekirche, der die Geiseln angehören, kündigte am Montag an, ihre Hilfe in Afghanistan einzustellen. Ein Vertreter der Freikirche in dem Seouler Vorort Pundang wies den Vorwurf zurück, die Entführten hätten am Hindukusch vor allem missionarisch arbeiten wollen. Die Gruppe habe medizinische und andere Hilfe anbieten wollen. Die Geiseln, unter denen auch 18 Frauen sein sollen, war am Donnerstag in der südlichen Provinz Ghasni entführt worden.

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