Südirak:Britische Soldaten von Demonstranten erschossen

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Die Briten hatten zuvor angeblich mehrere Iraker getötet. Großbritanniens Verteidigungsminister Hoon erwägt eine Verstärkung des Truppenkontingents im Irak um mehrere tausend Mann.

Der Angriff auf britische Truppen, bei dem gestern im Irak sechs Soldaten starben, war offenbar eine Reaktion auf den Tod mehrer Demonstranten.

Wie Augenzeugen berichten, hatte sich der Zwischenfall während einer Protestaktion gegen die Präsenz der britischen Truppen ereignet, bei der Soldaten am Dienstag vier Teilnehmer erschossen hätten, teilte die Polizei in der Ortschaft Madschar el Kabir, 290 Kilometer südöstlich von Bagdad, mit.

Daraufhin hätten bewaffnete Männer zwei britische Soldaten an Ort und Stelle getötet und vier weitere bis zu einer Polizeiwache verfolgt. Dort seien die vier nach einem zweistündigen Feuergefecht getötet worden, erklärte ein Polizist. Die britischen Streitkräfte forderten die Täter am Mittwoch auf, sich innerhalb von 48 Stunden zu stellen, wie es aus dem Büro des Bürgermeisters von Madschar el Kabir hieß.

Augenzeugen sagten, in dem Gefecht seien auch zwei Iraker erschossen worden; die Polizei sprach hingegen von zwei Verletzten. Auf der Wache hätten sich auch rund zwei Dutzend irakische Polizisten aufgehalten, die während der Schießerei durch ein Fenster geflohen seien. Sie hätten die Briten aufgefordert, sich ihnen anzuschließen, was diese jedoch abgelehnt hätten.

Andere Augenzeugen sagten, die Briten seien angegriffen worden und hätten sich in die Polizeiwache zurückgezogen. Zornige Einwohner des Ortes hätten daraufhin Sturmgewehre geholt und die Soldaten angegriffen, die alle ums Leben gekommen seien.

Spannungen gab es bereits in der Vergangenheit

Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon kündigte inzwischen eine mögliche Verstärkung der Truppen um mehrere tausend Mann an.

Hoon erklärte am Mittwoch, in Madschar el Kabir sei es bereits in der Vergangenheit zu Spannungen zwischen Bewohnern und den Besatzungstruppen gekommen. Viele Bewohner seien ständig schwer bewaffnet, unter anderem mit Maschinengewehren. Britannien erwäge die Entsendung weiterer Truppen zur Verstärkung. Dafür stünden mehrere Tausend Soldaten bereit, sagte der Minister dem Rundfunksender BBC.

Am Dienstag waren erstmals seit dem Sturz des irakischen Regimes auch die britischen Besatzungstruppen im Süden Iraks gezielt angegriffen worden. Bei einem zweiten Zwischenfall wurden weitere acht Soldaten verletzt, drei von ihnen schwer.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte, bei dem Angriff der US-Streitkräfte auf einen Konvoi an der irakisch-syrischen Grenze seien offenbar keine Angehörigen des gestürzten Regimes von Saddam Hussein ums Leben gekommen. Der Militäraktion seien Hinweise des Geheimdienstes vorausgegangen, sagte Rumsfeld eine Woche nach dem Feuergefecht zwischen US-Soldaten und syrischen Grenztruppen. Bei dem Angriff wurde eine unbekannte Anzahl von Menschen getötet.

Die Teilnehmer informeller Beratungen über den Wiederaufbau Iraks verständigten sich unterdessen auf eine internationale Geberkonferenz im Oktober. Die vor dem Irak-Krieg zerstrittenen Staaten verfolgten bei der Gestaltung der neuen Ordnung eine gemeinsame Politik, sagte der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Malloch Brown, am Dienstag nach den Beratungen in New York.

(sueddeutsche.de/AP)

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