Sudan:Unglaubwürdiger Rückzug

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Wenige Stunden vor dem Ablauf eines Ultimatums meldet der Sudan den Abzug seiner Truppen aus der Krisenregion Darfur. Doch Beobachtern zufolge wurde erst vor kurzem eine "astronomische" Menge an Waffen und Munition in die Konfliktregion gebracht.

Auf Druck der Afrikanischen Union (AU) zieht sich die sudanesische Regierung aus Gebieten in der Krisenregion Darfur zurück. Dies teilte AU-Sprecher Assane Ba mit und erklärte, als Gegenleistung müssten die Rebellen nun ihre Angriffe auf Regierungstruppen einstellen.

Die Rebellenvertreter hatten die Friedensverhandlungen in der vergangenen Woche wegen einer neuen sudanesischen Offensive verlassen. "Sollten sich die Truppen aus den seit dem 9. November besetzten Gebieten zurückziehen, erwarten wir eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche", sagte Ba.

Die Vermittler hatten den Konfliktparteien ein Ultimatum bis zum Samstagabend, 18.00 Uhr Ortszeit, gesetzt. Sollte bis dahin keine Verhandlungsbereitschaft signalisiert werden, könnte die Angelegenheit an den Weltsicherheitsrat übertragen werden, hieß es in einer Erklärung der AU.

Neue Offensive befürchtet

Die Afrikanische Union befürchtet allerdings eine neue Offensive der sudanesischen Armee in der Krisenregion Darfur. In den vergangenen zwei Wochen sei eine "astronomische" Menge an Waffen und Munition in die Konfliktregion gebracht worden, sagte der Befehlshaber der Friedenstruppe der AU, Festus Okonkwo.

Er sprach von einer "Zeitbombe, die jeden Moment explodieren könnte". Die sudanesische Regierung in Khartum wurde in dem Bericht zu äußerster Zurückhaltung aufgerufen. Erst vor zwei Tagen hatte die Bundeswehr ihre Lufttransporthilfe für den Sudan gestartet.

Vom bayerischen Penzing aus bringen deutsche Soldaten über die gambische Hauptstadt Banjul mit Transall-Maschinen 200 gambische Soldaten und zwölf Tonnen Ausrüstung über den Tschad in die sudanesische Krisenregion.

Spätestens Heiligabend sollen die Bundeswehrsoldaten wieder in Deutschland sein. Derzeit sind etwa 800 Soldaten der AU vor allem aus Ruanda und Nigeria für die Mission AMIS II in Darfur stationiert.

In Darfur spielt sich eine der größten menschlichen Katastrophen weltweit ab. Durch fast zwei Jahre andauernde Kämpfe zwischen Milizen und Rebellen seien dort mehr als 1,5 Millionen Menschen vertrieben worden. Seit März starben rund 70.000 Menschen durch Gewalttaten, Hunger und Krankheiten.

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