Stuttgart:Massengrab entdeckt

Bei Bauarbeiten auf dem Stuttgarter Flughafen haben Arbeiter etliche menschliche Skelette aus dem zweiten Weltkrieg gefunden. Vermutlich handelt es sich um jüdische Zwangsarbeiter.

Anhand der bislang geborgenen Skelettteile sei von mehr als 30 Toten auszugehen, teilte das baden-württembergische Landeskriminalamt (LKA) mit.

Wie Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt in Stuttgart erklärten, könnte es sich um jüdische Gefangene des Lagers Echterdingen handeln, einem Nebenarbeitslagers des im Elsass gelegenen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof.

Auf dem damaligen Fliegerhorst waren die Gefangenen zwischen November 1944 und Februar 1945 als Zwangsarbeiter eingesetzt worden. Dann war das Arbeitslager nach Ohrdruf evakuiert worden.

Gestorben an Hunger und Fleckenfieber

Nach Aussagen ehemaliger Häftlinge waren in dieser Zeit wahrscheinlich über 100 Menschen jüdischer Herkunft an Hunger und einer Fleckfieberepidemie gestorben, berichteten die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt.

Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Verdacht des Mordes gegen unbekannt auf. Offenbar seien die Menschen verhungert.

Die Untersuchungen der Skelette könne noch Wochen in Anspruch nehmen, hieß es. Ob die Identität der Opfer je geklärt werden kann, ist ungewiss.

Die Bauarbeiten sind nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten erst einmal eingestellt worden.

Bereits im Oktober 1945 waren von der US-Armee 66 Leichen exhumiert worden, die in einem Waldstück vergraben worden waren. Sie wurden auf einem Esslinger Friedhof beerdigt.

In allen acht Arbeitslagern der Nazis in der Region Stuttgart zusammen sollen laut Stuttgarter Nachrichten in den letzten Kriegsmonaten mindestens 3200 Menschen ums Leben gekommen sein.

An der zentralen Ermittlungsstelle zur Aufklärung der NS-Straftaten in Ludwigsburg soll recherchiert werden, welche NS-Truppen gegen Kriegsende im Raum Stuttgart stationiert waren und für das Verbrechen verantwortlich sind.

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