Streit um Nachrüstung:Gefährlich aktuell

Heiko Maas warnt zu Recht vor nuklearem Rüstungswettlauf in Europa.

Von Stefan Braun

Man fühlt sich an das vergangene Jahrhundert erinnert. Da droht ein US-Präsident mit der Aufkündigung des INF-Vertrags - was einer Drohung mit neuen atomaren Mittelstreckenraketen gleichkommt. Und der Herrscher im Kreml hält dagegen, die USA seien an allem schuld und gefährdeten den Weltfrieden. Sollte Washington nicht einlenken, so Wladimir Putin, dann könne das "zur Vernichtung der ganzen Zivilisation führen". So alt diese Rhetorik klingt, so aktuell ist sie am Jahresende 2018.

Heiko Maas, der Außenminister, warnt deshalb zu Recht vor einem neuen nuklearen Rüstungswettlauf in Europa. Warnen allein aber reicht nicht. Und es reicht erst recht nicht, darauf zu verweisen, dass Aufrüstung in Deutschland auf breiten Widerstand stoßen werde. Maas und die Bundesregierung werden nichts bewirken, wenn sie nicht selbst erkennbar aktiv werden.

Warum nicht eine Initiative mit einer Anti-Atomwaffenkonferenz in Berlin entwerfen? Warum nicht in alle EU-Hauptstädte reisen und für Zustimmung werben? Warum alles immer mit hoher Stimme und gebremstem Einsatz ansprechen? Maas' Angst ist berechtigt, aber sie muss Konsequenzen haben. In diesem Fall einen Außenminister, der leidenschaftlich wirbt, riskiert, Ideen entfaltet. Nur dann haben die Menschen das Gefühl, dass es ihm wirklich ernst ist.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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