Strauß:Das Klebeband der CSU

Je mehr die Partei die Verdienste von FJS herausstellt, desto kleiner wirkt die heutige CSU.

Von Wolfgang Wittl

Ihrem Übervater hat die CSU gehuldigt, wie man es erwarten durfte. Weihrauchschwaden und salbungsvolle Worte waberten zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß durch Bayern. Hin und wieder klang sogar durch, dass der Mann kein Heiliger war, obwohl er trotzdem so gefeiert wurde. Aus Sicht der CSU ist das nur verständlich: Noch immer ist FJS der kleinste gemeinsame Nenner der Partei; das Klebeband, das alle zusammenhält.

Eine der wichtigsten Fragen in der CSU lautet bis heute: Was würde Strauß denken? Wie würde er entscheiden? Das mag vielleicht dem Toten schmeicheln, nicht aber dem Personal von heute. Inzwischen hat die CSU sogar Probleme, ihre 1-b-Ministerposten in Berlin vernünftig zu besetzen. So sehr Strauß die Partei zu seinen Lebzeiten (und auch darüber hinaus) dominierte, so gekonnt hat er den Nachwuchs gefördert. Das lag nicht nur daran, dass es damals mehr Talente gab. Strauß war derart unangefochten, dass er sich das leisten konnte. Er hatte es nicht nötig, mögliche Konkurrenten kleinzuhalten.

Ein Ergebnis der Strauß-Festspiele ist auch: Je mehr die Partei dessen Verdienste herausstellte, desto kleiner wirkt die heutige Generation. Ja, Strauß war einer der Väter des modernen Bayern. Ja, er verhandelte mit den Großen dieser Welt. Ja, er schuf die wohl erfolgreichste regionale Volkspartei Europas. Davon geblieben ist vor allem ein Wort: regional.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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