Stimmabgabe hat begonnen:Bush gewinnt die Wahl - im ersten Bergdorf

Lesezeit: 2 min

Ein kleines Dörfchen in New Hampshire war am schnellsten: Die Einwohner von Hart's Location haben am Dienstag schon kurz nach Mitternacht gewählt. Bush gewann mit 16:14 Stimmen. Aussagekräftige Prognosen gibt es allerdings erst ab drei Uhr MEZ.

Das Ergebnis steht im Einklang mit dem landesweit erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen: Präsident George W. Bush erhielt 16, Herausforderer John Kerry 14 Stimmen. Der parteilose Kandidat Ralph Nader bekam eine Stimme.

Wenig später, 80 Kilometer weiter nördlich, folgte das Dorf Dixville Notch, wo ebenfalls schon kurz nach Mitternacht gewählt werden konnte. Dort waren 26 Einwohner wahlberechtigt. Von ihnen entschieden sich 19 für Bush und 7 für Kerry.

Die Eisenbahn ist schuld

Vor vier Jahren gewann in beiden Dörfern Bush gegen den demokratischen Kandidaten Al Gore. In Hart's Location hatte Bush damals 17, Gore 13 Stimmen. In Dixville Notch stimmten 21 Einwohner für Bush, fünf für Gore und einer für Nader.

Die ungewöhnliche Zeit zum Wählen hat historische Gründe: In Hart's Location war 1948 fast jeder bei der Eisenbahn beschäftigt und musste früh zur Arbeit. Dixville folgte 1960.

Somit endet der mit aller Härte geführten Wahlkampf in den USA. Die ersten Wahllokale öffneten um 12.00 Uhr (MEZ) an der Ostküste, die letzten schließen wegen der unterschiedlichen Zeitzonen am Mittwoch um 07.00 Uhr in Alaska.

Laut der letzten Umfragen liefern sich der republikanische Amtsinhaber George W. Bush und sein Herausforderer John Kerry von der Demokratischen Partei ein äußerst knappes Kopf-an-Kopf-Rennen. Neben dem Präsidenten werden auch das Repräsentantenhaus und ein Drittel der Senatoren in Washington gewählt.

Erste Prognosen ab 1.30 Uhr

Mit ersten aussagekräftigen Prognosen und Auszählungsergebnissen ist frühestens ab 01.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit zu rechnen. Wegen des erwarteten knappen Ausgangs kann sich die Verkündung des Siegers über Stunden hinziehen. Möglich ist aber auch ein ähnlicher Streit um das Ergebnis wie in Florida vor vier Jahren, so dass am Ende der Wahlnacht vielleicht noch kein Sieger feststeht.

In einem der längsten, erbittertsten und teuersten Wahlkämpfe in der Geschichte des Landes hatten Bush und Kerry in Blitztouren durch die USA bis zur letzten Minute versucht, Wähler für sich zu mobilisieren.

In letzten Aufrufen unter dem Titel "Warum Sie heute für mich stimmen sollten" listeten beide Kandidaten am Dienstag in der Tageszeitung "USA Today" nochmals ihre wichtigsten Wahlargumente auf.

"Was ein Afghane kann, schafft auch ein Amerikaner"

Ihre Stimme wollten sie zu Hause abgeben: Kerry in Boston (Massachusetts) und Bush im texanischen Crawford, wo er eine Ferienranch unterhält. Für den Abend (Ortszeit) wurde der amtierende Präsident im Weißen Haus zurückerwartet.

Auch die US-Tageszeitungen riefen nochmals alle Bürger dazu auf, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Die "New York Times" mahnte: "Wenn die Menschen in Afghanistan in der Lage sind, mit Eseln Berge zu überwinden, um zwischen eindeutig mangelhaften Kandidaten zu wählen (...) dann können auch wir Schlange stehen und die Wahlhelfer dazu zwingen sicherzustellen, dass unsere Stimme auch registriert wird."

Nach dem indirekten US-System wird der Präsident nicht gemäß der Prozentanteile gekürt, sondern mit Wahlmännerstimmen, welche die Kandidaten in den einzelnen Bundesstaaten erringen müssen. Die Spannung konzentriert sich auf die unentschiedenden Staaten ("swing states"), in denen die Entscheidung zwischen Bush und Kerry auf der Kippe steht. Die wichtigsten "swing states" sind wegen ihrer hohen Bevölkerungs- und damit hohen Wahlmännerzahl Florida, Ohio und Pennsylvania.

© AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: