Stichwahl:Linker Kandidat wird Präsident in Ecuador

Lesezeit: 1 min

Der Linksruck in Südamerika geht weiter: Rafael Correa erreichte nach ersten Ergebnissen eine klare Mehrheit. Correa gilt als Freund des venezolanischen Staatschefs Hugo Chavez und Kritiker der USA.

Nach Auszählung von 31 Prozent aller Stimmen entfielen fast 67 Prozent auf den 43-jährigen Wirtschaftswissenschaftler und nur 33 Prozent auf seinen Rivalen, den rechtsliberalen Geschäftsmann Alvaro Noboa. Dies teilte das Oberste Wahlgericht in Quito mit. Das endgültige Endergebnis wird für Dienstag erwartet.

Ende der "neoliberalen Nacht"

"Ich danke Gott und den Menschen für diesen klaren Sieg", sagte Correa bei einer Pressekonferenz. Das Land lasse "endlich die lange neoliberale Nacht" hinter sich, fügte er hinzu. Correa ist ein Freund des linkspopulistischen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez und scharfer Kritiker der USA.

Bei einem Sieg Correas würde Ecuador in den immer größeren Kreis der südamerikanischen Staaten treten, die von der Linken regiert werden. Dazu gehören bereits Venezuela, Chile, Bolivien, Brasilien, Argentinien und Uruguay. Vor Journalisten sprach Correa von einem Triumph, der ihn tiefer Dankbarkeit erfülle.

Er kündigte an, die linksgerichteten Wirtschaftsexperten Ricardo Patino und Alberto Acosta mit den Ressorts für Wirtschaft und Energie zu betrauen.

Der mit seinen Bananenplantagen zum Millionär aufgestiegene Geschäftsmann Noboa lehnte es zunächst ab, seine Niederlage einzuräumen. Erst müsse das Ergebnis der Stimmenauszählung abgewartet werden, sagte Noboa.

Mehr Geld für Sozialprogramme angekündigt

Correa war bereits als Favorit in die erste Runde der Präsidentenwahl am 15. Oktober gegangen. Mit 22,8 Prozent der Stimmen kam er aber nur auf den zweiten Platz hinter Noboa, der 26,8 Prozent erhielt. Um das Wählerpotenzial der elf ausgeschiedenen Kandidaten hinter sich zu sammeln, dämpfte Correa vor der Stichwahl seine radikale Rhetorik.

Für Unruhe an den New Yorker Finanzmärkten sorgte aber seine Ankündigung, im Fall eines Wahlsiegs die Rückzahlung von Schulden zu reduzieren und das Geld für Sozialprogramme zu verwenden.

Der Sieger der Präsidentenwahl steht vor der schwierigen Aufgabe, den Andenstaat politisch und wirtschaftlich zu stabilisieren. Seit 1996 hatte Ecuador acht verschiedene Präsidenten. Drei von ihnen verloren ihr Amt unter dem Druck von Straßenprotesten. Correa war im vergangenen Jahr für 106 Tage Finanzminister unter Präsident Alfredo Palacio, der im April 2005 Präsident Lucio Gutierrez abgelöst hatte.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: