Sterbehelfer Kusch:"Dr. Tod" hilft nicht mehr

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Der frühere CDU-Politiker Roger Kusch erklärt, nicht mehr beim Sterben helfen zu wollen - die rechtliche Lage für Suizidbeistand sei in Deutschland zu belastend.

Der frühere Hamburger Justizsenator Roger Kusch will keine Sterbehilfe mehr leisten. "Ich biete die Suizidbegleitung nicht mehr an", sagte der umstrittene Ex-CDU-Politiker dem Spiegel.

Sorgte mit seinem Suizidbeistand für Empörung: Ex-Politiker Roger Kusch (Foto: Foto: AP)

Das Verwaltungsgericht in der Hansestadt hatte dem 54-Jährigen Anfang Februar in einem Eilverfahren verboten, Menschen beim Selbstmord zu unterstützen. Gegen diese Entscheidung hatte Kusch noch Beschwerde eingelegt. Der dpa sagte er am Freitag, er werde die Beschwerde auf jeden Fall zurückziehen: "Die Gerichtsverfahren werden beendet."

Seinen Meinungswandel begründete der Jurist mit den Schwierigkeiten, in Deutschland legal die notwendigen Medikamente zu bekommen: "Sie müssen immer mit Tricks und Heimlichkeiten arbeiten, und das finde ich am Lebensende unwürdig", sagte Kusch dem Magazin. Ihm sei inzwischen klargeworden, wie belastend diese Situation für alle Beteiligten sei.

Der promivierte Jurist ist unter dem Namen "Dr. Tod" bekannt geworden, weil er bei vier Senioren Sterbehilfe geleistet hatte. Im Juni 2008 ermöglichte Kusch zunächst einer 79 Jahre alten Frau aus Würzburg den Selbstmord und löste damit eine Welle der Empörung aus.

Die Ermittlungsbehörde stufte den Tod der Frau nach deren Obduktion als Suizid ohne Fremdbeteiligung ein. Ausgangspunkt der Hamburger Ermittlungen war dann der Tod einer 84 Jahre alten Rentnerin in der Hansestadt Ende September 2008. Der Ex-Justizsenator hatte die lebensmüde Frau beim Selbstmord unterstützt.

Freude bei Gegnern der Sterbehilfe

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 54-Jährigen wegen des Anfangsverdachts eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Die Behörde untersucht, ob er verschreibungspflichtige Medikamente weitergegeben hat. Die Ermittler hatten Ende November Kuschs Büro und Wohnungen durchsucht.

Mehrere Menschen, die mit ihm in Kontakt standen, wurden von den zuständigen Behörden angesprochen. "Derartigen obrigkeitsstaatlichen Druck will ich den Sterbewilligen und mir künftig ersparen", sagte Kusch dem Magazin.

Seine Gegner reagierten freudig über Kuschs Ankündigung: "Nun hat das Geschäftemachen mit dem Tod und der Angst ein Ende", erklärte der Geschäftsführende Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch.

Die Politik müsse nun handeln, damit das Problem nicht ins Ausland verschoben werde. "Die Angst vor schlechter Pflege und vor Fehlversorgung am Lebensende ist allgegenwärtig."

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