Stanislaw Tillich:Zurückhaltend, souverän, loyal

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Sachsens Finanzminister Stanislaw Tillich soll neuer Ministerpräsident werden. Der 49-Jährige gehört der slawischen Minderheit der Sorben an, gilt als zurückhaltend und loyal - selbst Kurt Biedenkopf schätzt ihn.

Wenige Tage nach seinem 49. Geburtstag steht Stanislaw Tillich auf einem Höhepunkt seiner politischen Karriere: Der CDU-Politiker ist designierter Ministerpräsident des Freistaates - er wäre der dritte Landesvater und der erste, der auch in Ostdeutschland zur Welt kam. Denn sowohl Georg Milbradt, als auch Kurt Biedenkopf wechselten erst nach der Wende aus den alten Bundesländern nach Sachsen.

Der Mann, der nach oben fiel: Stanislaw Tillich legte in Sachsen eine steile Karriere hin. (Foto: Foto: dpa)

Fragt man nach Stanislaw Tillich, hört man zumeist nur Positives: Als gewinnend und souverän wird er beschrieben, zudem stets loyal und zurückhaltend. Also keiner, der sich nicht nach ganz vorne drängt, wie Georg Milbradt, der einst als Finanzminister kräftig in der Debatte um die Nachfolge von Ministerpräsident Biedenkopf mitmischte.

Das Verhältnis Biedenkopf-Milbradt gilt seit jenen Tages als nachhaltig gestört - doch Tillich schätzen die beiden "West-Importe" dem Vernehmen nach gleichermaßen. Kein Wunder, dass er schon mehrfach als Ministerpräsident im Gespräch war.

Die Vita Tillichs klingt bodenständig: Der Ingenieur für Konstruktion und Getriebetechnik wurde in Neudörfel bei Kamenz in Sachsen geboren. Tillich ist Sorbe, gehört der slawischen Minderheit in Ostdeutschland an. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Panschwitz-Kuckau.

Noch zu DDR-Zeiten, im Jahre 1987, wurde der Katholik CDU-Mitglied. In der Wendezeit begann sein politischer Aufstieg: Im März 1990 wurde er Abgeordneter der ersten freigewählten Volkskammer der DDR. Von 1991 bis 1994 arbeitete Tillich als Beobachter im Europäischen Parlament, wo er stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses und Generalberichterstatter für den Haushalt der EU war.

Danach konnte Tillich in vielen Ressorts Erfahrungen sammeln; Stufe für Stufe ging es aufwärts mit Tillich, obwohl der nicht drängte: 1999 wurde er vom damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) zum Minister für Bundes und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigten des Freistaates Sachsen beim Bund ernannt.

Drei Jahre später machte ihn Biedenkopf-Nachfolger Milbradt zum Chef der Staatskanzlei. Von November 2004 an war Tillich zuständig für das Ressort Umwelt und Landwirtschaft. Dabei widmete er sich besonders dem Ausbau des Hochwasserschutzes nach der Jahrhundertflut im August 2002. Schließlich vertraute ihm Milbradt das Finanzressort an.

In den letzten Monaten hatte es Tillich nicht gerade leicht: Kurz nach seinem Amtsantritt als Finanzminister im Herbst 2007 musste er die Verhandlungen um die angeschlagene SachsenLB an der Seite von Milbradt führen.

Nun muss Tillich aufpassen, dass ihn der Skandal-Strudel nicht auch mitreißt.

© sueddeutsche.de/dpa/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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