Staatsschutz Berlin:Amri - "nicht abgespeichert"

Die Leiterin des Berliner Staatsschutzes hat sich vor dem Weihnachtsmarkt-Anschlag von 2016 nicht ernsthaft mit dem späteren Täter Anis Amri beschäftigt. Sie habe ihn erst danach richtig zuordnen können, sagte die damalige Leiterin der Polizeiabteilung am Donnerstag als Zeugin im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz. "Ich habe den nicht abgespeichert." Jutta P. erklärte immer wieder, sie habe sich bei ihrer Arbeit darauf verlassen, dass Untergebene oder Kollegen aus anderen Bundesländern oder Behörden sie auf Probleme aufmerksam gemacht hätten, wenn es welche gegeben hätte. Sie sei sehr nahbar und für ihre Mitarbeiter ansprechbar. "Es wurde immer dann berichtet, wenn meine nachgeordneten Verantwortungsträger der Ansicht waren, dass es etwas zu berichten gab", sagte sie beispielsweise zur Zusammenarbeit mit anderen Landeskriminalämtern. Es gab Reibereien mit Nordrhein-Westfalen, das Amri als äußerst gefährlichen potenziellen Terroristen ansah, während er in Berlin später nur als gewöhnlicher Krimineller eingeschätzt wurde.

Amri hatte am 19. Dezember 2016 einen Lastwagenfahrer erschossen und war mit dessen Fahrzeug über einen Weihnachtsmarkt gerast. Insgesamt tötete er zwölf Menschen. Nach seiner Flucht wurde der Tunesier in Italien von der Polizei erschossen.

© SZ vom 31.01.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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