Staatsanwaltschaft besorgt:Schreiber wieder auf freiem Fuß

Lesezeit: 1 min

Karlheinz Schreiber ist gegen Zahlung einer Kaution aus der Auslieferungshaft entlassen worden. Die Augsburger Staatsanwaltschaft befürchtet jetzt, dass sich der Rüstungslobbyist in ein drittes Land absetzen könnte.

Das Oberste Berufungsgericht der kanadischen Provinz Ontario hat den Haftbefehl gegen den Waffenlobbyisten außer Vollzug gesetzt, wie am Donnerstagabend bekannt wurde. Schreibers Anwalt Edward Greenspan bestätigte der Süddeutschen Zeitung , dass sein Mandant gegen eine Kaution von 1,31 Millionen kanadische Dollar (etwa 850.000 Euro) aus der Haft entlassen wurde.

"Damit potenziert sich die Fluchtgefahr", sagte der Augsburger Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz der SZ. Die Staatsanwaltschaft Augsburg verfolgt den Geschäftsmann aus Kaufering seit sieben Jahren wegen Bestechung, Steuerhinterziehung und Betrugs mit internationalem Haftbefehl.

Schreiber hatte immer wieder juristische Schritte gegen seine Auslieferung nach Deutschland eingeleitet, doch am 1.Februar lehnte der Oberste Gerichtshof in Ottawa Schreibers Einspruch gegen die Auslieferung ab und ordnete Auslieferungshaft an.

Weil der 72-Jährige damit alle juristischen Instanzen vergeblich durchschritten hat, befürchtet die Augsburger Ermittlungsbehörde nun, dass sich Schreiber in ein drittes Land absetzen könnte.

"Schreiber verfügt über enorm viel Geld"

Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass Schreiber nur gegen Zahlung einer Kaution freigekommen sei. "Wir wissen, dass Schreiber über enorm viel Geld verfügt", sagte Nemetz, "deshalb erscheint mir eine Sicherheitsleistung als nicht geeignet, eine Flucht zu verhindern."

Dass er über die erneute Freilassung des Deutsch-Kanadiers wenig begeistert ist, verheimlicht der Chefermittler nur bedingt: "Eine Gerichtsentscheidung, die ich nicht verstehe, kann ich nicht kommentieren."

Schreiber wurde noch nicht abgeschoben, weil er sich noch in einem politischen Parallelverfahren gegen den Beschluss des kanadischen Justizministers wehrt, ihn nach Deutschland abzuschieben.

Über diesen Einspruch soll das Oberste Berufungsgericht von Ontario im Mai entscheiden. Wegen einer Anhörung am 4. Mai werde sich Schreiber am 3. Mai freiwillig erneut in Haft begeben, sagte Anwalt Greenspan.

Schreiber soll bei internationalen Geschäften mit Panzern, Hubschraubern und Flugzeugen Schmiergeld in Millionenhöhe erhalten und über Tarnfirmen und Schweizer Tarnkonten an Politiker und Manager weitergeleitet haben. Dem deutschen Fiskus soll Schreiber dabei etwa zehn Millionen Euro entzogen haben. Zudem gilt er als Schlüsselfigur im CDU-Spendenskandal.

© SZ vom 9. Februar 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: