Sri Lanka:Rebellen wollen Waffen niederlegen

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Einer der längsten und brutalsten Bürgerkriege Asiens scheint entschieden zu sein: Die tamilischen Rebellen in Sri Lanka haben ihren Kampf gegen die Regierungstruppen offenbar aufgegeben - Frieden ist damit aber längst noch nicht gewonnen.

Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) haben das Ende ihres bewaffneten Kampfes in Sri Lanka erklärt. "Wir haben uns entschlossen, unsere Waffen schweigen zu lassen", teilten die Rebellen am Sonntag in einer vom LTTE-nahen Internetdienst Tamilnet veröffentlichten Erklärung mit.

Am Ende: Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den tamilischen Rebellen und den Regierungstruppen sind vorbei - vorerst zumindest. (Foto: Foto: Reuters)

Die Schlacht sei an ihrem "bitteren Ende" angelangt. Tamilische Zivilisten kämen durch Bomben, Krankheit und Hunger ums Leben, daher bliebe der LTTE nur diese eine Wahl. Sri Lankas Regierung äußerte sich zunächst nicht zu der Erklärung.

Eingekesselt vom Militär

Zuvor hatten Regierungstruppen nach eigenen Angaben die letzten Zivilisten aus dem Rebellengebiet in Sicherheit gebracht. Wie ein Armeesprecher mitteilte, wurden innerhalb von 24 Stunden insgesamt mehr als 36.000 Menschen aus der Gewalt der LTTE "befreit". Die verbliebenen Rebellen und die LTTE-Führung seien von den Streitkräften eingekesselt. Eine unabhängige Bestätigung für die Berichte gibt es nicht, da die Regierung Journalisten und Beobachtern den Zugang in das Kampfgebiet an der Nordostküste der Insel verweigert.

Präsident Mahinda Rajapakse hatte bereits am Samstag bei einem Besuch in Jordanien den militärischen Sieg über die LTTE verkündet und erklärt, er werde "in ein Land zurückkehren, das von den barbarischen Taten der LTTE total befreit ist". Wenige Stunden zuvor hatte die Armee den letzten Küstenstreifen eingenommen, den die LTTE kontrolliert hatte. Unklar ist weiterhin das Schicksal von Rebellen-Chef Velupillai Prabhakaran.

Mehr als 70.000 Tote

Die Befreiungstiger kämpfen seit 1983 für einen eigenen Staat im Siedlungsgebiet der tamilischen Minderheit im Norden und Osten der im Indischen Ozean gelegenen Insel. Den Sri-Lanka-Tamilen, die 13 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, stehen landesweit 74 Prozent Singhalesen gegenüber.

Sämtliche Friedensinitiativen in den vergangenen Jahrzehnten blieben erfolglos. Schätzungen zufolge hat der Bürgerkrieg - einer der brutalsten und längsten in Asien - bisher mehr als 70.000 Menschen das Leben gekostet.

Frieden scheint in weiter Ferne - trotz eines offenbar nun errungenen Sieges über die Rebellen und des Schweigens der Waffen: Beobachter vermuten, dass sich einzelne Kämpfer in den Dschungel zurückziehen und von dort aus Anschläge planen. Eine Chance auf dauerhaften Frieden wird es aus Sicht vieler Experten nur dann geben, wenn Colombo den Tamilen im Norden und Osten des Inselstaates eine Art Teilautonomie gewährt.

© AFP/Reuters/dpa/plin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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