Spielwaren:Mein Freund, der Roboter

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Die Digitalisierung belebt den deutschen Spielzeugmarkt.

Von Uwe Ritzer

Dass Püppchen sprechen, Teddybären winken, Brettspiele sich mit Smartphones verbinden und selbst die gute, alte Holzeisenbahn scheinbar ohne Licht- und Soundmodule nicht mehr auskommt - daran hat man sich allmählich gewöhnt. Elektronisch und digital aufgemotzte Spielwaren beherrschen länger schon die Kinderzimmer. Nun aber stehen auch noch die Roboter vor der Tür, sagt Wieland Sulzer.

Abgesehen von der Frage, wie die vielseitigen, digitalen Intelligenzbestien das Spielen an sich verändern werden, treiben Sulzer und andere Fachhändler gerade ganz andere Fragen um: Wer bringt die Roboter künftig ins Kinderzimmer? Oder, anders formuliert, wer verkauft sie? Und vor allem wo?

Denn aus den USA dringt die Kunde, dass die Fachmarktkette Toys R Us ihre Filialen dort schließt, immerhin 735 an der Zahl mit 33 000 Mitarbeitern. Das Unternehmen ist wohl nicht mehr zu retten. Weshalb auch die 1800 Mitarbeiter ihrer deutschen Tochterfirma um ihre Arbeitsplätze bangen. Die gesamte Branche rätselt nun, ob Toys R Us ein Einzelfall ist oder ein genereller Abschwung droht. Und welche Schlüsse sie aus dem Fall zu ziehen hat.

Einen Negativsog muss niemand befürchten. Der deutsche Spielwarenmarkt wächst langsam, ist aber robust; gut 3,1 Milliarden Euro gaben die Bundesbürger 2017 für Spielzeug aus. "Ich fürchte, dass vor allem große US-Hersteller wie Mattel oder Hasbro ihre Preise anziehen, um die Verluste bei Toys R Us zu kompensieren", sagt Sulzer, Eigentümer zweier Geschäfte in Marburg und Bad Hersfeld.

Toys R Us ist vor allem das Opfer gieriger Finanzinvestoren, aber auch mit dem Internet kam das 70 Jahre alte Unternehmen nicht zurecht. Ein verhängnisvolles Problem. Wieland Sulzer, Vorstandsmitglied im deutschen Spielwarenhändler-Verband, zitiert eine neue Erhebung, wonach 37 Prozent der Spielwaren hierzulande online verkauft werden und damit erstmals mehr als in Fachgeschäften (32 Prozent). Der Rest verteilt sich vor allem auf Kaufhäuser und Supermärkte.

In Deutschland betreiben viele Spielwarenhändler neben ihrem Laden auch einen Online-Shop und sind auf einschlägigen Verkaufsplattformen im Internet präsent. Wobei sie dort weniger verdienen als im Laden, weil der Preisdruck im Netz deutlich größer ist. Andererseits wäre es geradezu anachronistisch, würden sich ausgerechnet Spielwarenhändler dem Internet- und Digitalisierungstrend verweigern. Wo doch die junge Kundschaft verrückt danach ist, wie der einfache Blick in die Kinderzimmer verrät, wo es blinkt und piepst wie nie. Und nun erwartet Experte Sulzer bereits den nächsten Technologieschub, den "Trend zur Robotik".

Damit meint er nicht jene Roboter alter Schule, die angetrieben von einer Batterie im Rücken tapsig laufen, ihre Arme bewegen, blinken und vielleicht noch ein Sprüchlein aufsagen können. Sondern viel raffiniertere Wesen, die mit Bauklötzen arbeiten, mit ihrer Umwelt kommunizieren, Entscheidungen treffen, Aufgaben lösen oder auch nur einem Weg folgen können, den man ihnen aufmalt. Sie sind beileibe nicht mehr nur Spielzeug. Sondern künstlich intelligente Spielkameraden.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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