Spenden:Traurige Augen genügen nicht

Die Zahl der Deutschen, die spenden, ist gesunken. Und die, die Geld geben, wollen wissen wofür.

Von Matthias Drobinski

Keine Sorge, die Deutschen sind nicht über Nacht ein Volk der harten Herzen geworden. Sie haben 2017 mehr als fünf Milliarden Euro gespendet, für Arme und Bedürftige in Deutschland und der Welt, für den Tier- und Umweltschutz, für Kultur und Religion. Das ist das drittbeste Ergebnis seit 2005 - und trotzdem kein rundum gutes: Die Zahl der Spender war mit 21 Millionen so niedrig wie noch nie; vor allem Menschen zwischen 30 uns 49 Jahren haben wenig übrig für den guten Zweck.

Dafür gibt es einige Gründe. Zum Beispiel bewegte 2017 keine große Katastrophe medienwirksam die Gemüter. So makaber es ist: Spenden ist immer auch ein Geschäft mit der Aufmerksamkeit. Wer für langfristige Strukturhilfen wirbt oder in vergessenen Krisen im Einsatz ist, hat es schwer beim Durchschnitts-Spender. Es sind aber auch die Ansprüche gerade der jüngeren Geldgeber gestiegen: Sie wollen wissen, wofür sie spenden, was die Hilfe bewirkt und ob die Organisation, die da wirbt, glaubwürdig ist oder nicht.

Für die Hilfsorganisationen heißt das: Sie müssen besser erklären, was sie tun und wie sie es tun, wollen sie nicht nur auf ihre treuen Unterstützer jenseits der 70 setzen. Es wird nicht genügen, ans schlechte Gewissen zu appellieren und anrührende Kinderaugen zu präsentieren. Wer langfristig helfen will, muss auf die mündigen Spender setzen, die kritische Fragen stellen. Spenden ist eine Frage der Barmherzigkeit - aber auch der politischen Bildung.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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