Spenden:Großzügig wie nie

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5,5 Milliarden Euro gaben die Deutschen 2015 für gute Zwecke. Doch die Zahl der Spender stagniert, und sie werden immer älter.

Von Hannes Vollmuth, Berlin

Eine gleichbleibende Anzahl von Deutschen spendet immer mehr Geld: Im vergangenen Jahr kam dabei die Rekordsumme von 5,5 Milliarden Euro zusammen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Spendenrates. Verglichen mit dem Vorjahr gaben die Deutschen 2015 insgesamt 11,7 Prozent mehr Geld. Die Verantwortlichen erklären das Plus mit dem Erdbeben in Nepal und der Flüchtlingswelle ab dem Sommer. Am freigiebigsten waren die Deutschen im Mai, September und Dezember.

Das Spendenvolumen steigt auch, weil dieselben Spender häufiger und mehr Geld geben. "Es gibt aber letztendlich nicht mehr Spender", sagte die GfK-Verantwortliche Gertrud Bohrer bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Die Spendenhäufigkeit stieg laut Bohrer auf 6,6 Spenden pro Person, der durchschnittliche Betrag jeder Spende erhöhte sich leicht auf 37 Euro. Bohrer zeigte sich erfreut über die neue Rekordsumme. "Das Grundproblem lautet aber nach wie vor: Die Zahl der deutschen Spender stagniert." Im Jahr 2005 spendete unter dem Eindruck der Tsunami-Katastrophe in Südostasien noch jeder zweite Deutsche. Ein Jahrzehnt später gab nur noch jeder Dritte: 22,7 Millionen Deutsche spendeten nach GfK-Angaben.

Für das Plus im vergangenen Jahr sind also vor allem die Menschen verantwortlich, die schon seit Jahren spenden, in erster Linie Menschen über 70 Jahre. Sie sind nach den Ergebnissen der Untersuchung für gut 40 Prozent der Gesamtsumme verantwortlich. Die zweitwichtigste Gruppe für das deutsche Spendenaufkommen sind die 40- bis 49-Jährigen, die immerhin 20 Prozent der Spendensumme aufbringen. Gespendet wurde in erster Linie für humanitäre und soziale Projekte. Spenden für Kulturpflege und Umweltschutz gingen dagegen zurück.

Die Untersuchung fragte erstmals auch die Einstellung der Menschen zu Flüchtlingen ab. Demnach haben sich 47 Prozent der Deutschen im vergangenen Jahr für Flüchtlinge engagiert. Das sind 31,8 Millionen Menschen, die meistens Sachspenden gegeben haben. Dennoch gebe es auch Ängste. "Rund die Hälfte der Deutschen befürchtet, die eigene Bevölkerung könnte durch die Flüchtlingswelle benachteiligt werden", sagte Daniela Felser, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats. Noch überwiege aber die Bereitschaft zu helfen.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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