Der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat mit seiner Empfehlung von warmen Pullovern als Mittel gegen steigende Heizkosten parteiübergreifend für Empörung gesorgt.
FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sprach in der Bild-Zeitung von "Stammtischparolen", die Grünen-Politikerin Irmingard Schewe-Gerick nannte die Äußerungen zynisch.
"Die Bemerkung zeigt, wie weit sich Sarrazin von der Lebenssituation einkommensschwacher Menschen entfernt hat", sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen laut Vorabmeldung der Bild. Auch innerparteilich geriet der SPD-Politiker in die Kritik. "Herr Sarrazin erzählt dummes Zeug", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ulrich Kelber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. "Er spricht nicht für die SPD."
Der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Werner Hesse, nannte die Äußerung eine "typische Sarrazin-Sottise". "Auch arme Menschen müssen in der Lage sein, ihre Wohnungen anständig zu heizen" sagte Hesse der Frankfurter Rundschau.
Er wandte sich zugleich gegen Warnungen von Linskfraktionschef Gregor Gysi, in Deutschland sei angesichts steigender Energiepreise mit Kältetoten zu rechnen. "Da hat Gysi genauso übertrieben wie Sarrazin. Es muss keine Wohnung kalt bleiben. Da sollte sich keiner bange machen lassen", sagte Hesse. Hartz-IV-Empfänger hätten einen Rechtsanspruch darauf, dass ihnen die Kosten für die Heizung in vollem Umfang erstattet würden.
