SPD-Linke vs. Arbeitnehmer:Diskussion um Ausbildungsplatzabgabe ist wieder da

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"Der Pakt wirkt", sagen Industrie und Handwerk. Die Äußerungen der Wirtschaft über positive Lehrstellenbilanzen seien nur "hanebüchene Phrasen", tönt es dagegen aus der SPD.

Angesichts der noch immer erheblichen Lehrstellen-Lücke wächst bei den SPD-Linken der Unmut über das Engagement der Arbeitgeber.

"Die Wirtschaft muss ihre Anstrengungen verdreifachen", sagte SPD-Präsidiumsmitglied Andrea Nahles der Berliner Zeitung. "Wir brauchen noch sehr viele Angebote aus den Unternehmen."

Auch der Juso-Vorsitzende Björn Böhning zeigte sich verärgert: "Ich sehe noch kein Einhalten des Ausbildungspaktes." Die Äußerungen der Wirtschaft über positive Lehrstellenbilanzen seien nur "hanebüchene Phrasen".

Der Chef des SPD-Nachwuchses forderte seine Partei auf, das auf Eis gelegte Gesetz zur Ausbildungsumlage noch dieses Jahr auf den Weg zu bringen, falls die Wirtschaft ihr Versprechen für zusätzliche Lehrstellen bis zum 30. September nicht einhalte. Ansonsten drohe der Partei ein Vertrauensverlust.

Müntefering: "Entwicklung erfreulich, aber noch nicht befriedigend"

"Die SPD steckt in einer Glaubwürdigkeitsfalle", sagte Böhning. Dem DIHK- Präsidenten Ludwig Georg Braun attestierte Böhning ein deutliches Bemühen um den Ausbildungspakt mit der Regierung. Die Wirtschaftsverbände BDI und BDA ließen Braun bei seinen Anstrengungen jedoch im Stich.

Ungeachtet der noch rund 238.000 Jugendlichen ohne Lehrstelle sehen Industrie und Handwerk den Ausbildungspakt gleichwohl auf Erfolgskurs. "Der Pakt wirkt", sagte DIHK-Präsident am Mittwoch und verwies auf 18 900 zusätzliche Plätze bei Handel und Industrie seit Abschluss der Vereinbarung vor sechs Wochen.

Auch das Bundesarbeitsministerium sah die Vereinbarung auf gutem Weg. SPD-Chef Franz Müntefering nannte die Entwicklung "erfreulich, aber noch nicht befriedigend". Der DGB sah für "Jubelmeldungen keinen Anlass".

Ende Juli - vier Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres - standen 238 000 unversorgten Jugendlichen bundesweit 75.869 unbesetzte Plätze bei den Arbeitsämtern gegenüber. Ein Großteil der noch Suchenden wird aber erfahrungsgemäß in den nächsten Wochen in Schulen oder anderen Maßnahmen untergebracht werden.

Gleichwohl rechnet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) damit, dass zum gesetzlichen Stichtag 30. September noch 20.000 bis 30.000 Jugendliche ohne Lehrstelle sein könnten. Im vergangenen Jahr waren zu diesem Bilanzstichtag 35 000 Jugendliche als unversorgt gemeldet.

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