SPD-Generalsekretär:Stiegler befürchtet Demontage Münteferings

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Heute kommt es zur Kampfabstimmung: Der SPD-Vorstand entscheidet, ob die Partei-Linke Nahles oder der Müntefering-Intimus Wasserhövel Generalsekretär werden wird. Der konservative Seeheimer Kreis nennt Nahles' Kandidatur "skandalös" und Fraktionsvize Stiegler warnt vor einer Demontage des SPD-Chefs.

In SPD-Kreisen wurde am Montag selbst ein Rücktritt Münteferings nicht ausgeschlossen, falls sein Vertrauter Kajo Wasserhövel in der Kampfabstimmung gegen die Parteilinke Andrea Nahles unterliegen sollte.

Der 45 Mitglieder zählende Vorstand kommt um 12 Uhr in Berlin zusammen, um über die Personalfrage zu debattieren und anschließend geheim abzustimmen. In der SPD hieß es, es sei unvorstellbar, dass Müntefering nach der parteiinternen Konfrontation der vergangenen Tage jetzt noch vertrauensvoll mit Nahles als Generalsekretärin zusammenarbeiten könne.

Stiegler: Wasserhövel ist seltenes Talent

Bundesgeschäftsführer Wasserhövel stelle eine "ganz seltene Kombination von politischen mit administrativen Fähigkeiten" dar, sagte SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler im Deutschlandradio Kultur. "Das ist schon ein seltenes Talent, das wir da bei uns haben."

Er gehe davon aus, "dass der Parteivorstand dem Vorsitzenden nicht zumuten wird, mit jemandem als General zusammenzuarbeiten, den er nun ausdrücklich nicht will", sagte Stiegler. Er nahm damit Bezug auf die Kampfkandidatur der SPD-Linken Andrea Nahles. Es gelte das unausgesprochene Gesetz, dass der Generalsekretär das Vertrauen des Vorsitzenden haben müsse, so Stiegler. Der Generalsekretär müsse als "alter ego des Vorsitzenden gelten".

In der aktuellen Diskussion um den Generalsekretär spiele eine "latente Generationenfrage" eine Rolle. "Ich halte sie an dieser Stelle für falsch gestellt", so Stiegler. Das "Multitalent" Nahles habe in der Fraktion "unglaublich viele Aufgaben, die sie übernehmen könnte".

Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs, kritisierte die Kandidatur von Nahles erneut. "Ich halte den Vorgang für relativ skandalös", sagte er im Hessischen Rundfunk. Müntefering habe als Parteivorsitzender das Vorschlagsrecht für den Generalsekretär und Müntefering habe sich für Wasserhövel entschieden.

Fraktionsvize Michael Müller sagte dem Sender n-tv, er hoffe, dass die Partei durch die Auseinandersetzung nicht geschwächt werde. Er wünsche sich deshalb eine schnelle Entscheidung.

Nach Ansicht von Niedersachsens SPD-Landeschef Wolfgang Jüttner wäre es dagegen "kein Weltuntergang", wenn Müntefering mit seinem Wunschkandidaten Wasserhövel scheitert. Auch SPD-Vorstandsmitglied Niels Annen plädierte für Nahles.

Wahl findet in Karlsruhe statt

Der SPD-Bundesvorstand will heute nach tagelangen parteiinternen Querelen über den künftigen Generalsekretär entscheiden. In einer Kampfabstimmung treten dabei Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel als Wunschkandidat Münteferings und die Partei-Linke Andrea Nahles gegeneinander an.

Das Präsidium hatte am Vorabend keine Empfehlung für einen der beiden abgegeben. Der vom Vorstand in geheimer Abstimmung gewählte Kandidat soll Mitte November auf dem Parteitag in Karlsruhe als einziger Bewerber um das Amt antreten.

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