Sozialverband:Armutsquote sinkt leicht

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Die Armutsgefährdung in Deutschland ist laut dem Paritätischen Gesamtverband leicht zurückgegangen. Der Hauptgeschäftsführer des Sozialverbands, Ulrich Schneider, erklärte, die Kluft zwischen den Wohlstandsregionen und abgehängten Gebieten wachse aber weiter. Die Armutsquote betrug dem Bericht zufolge 2018 im Bundesdurchschnitt 15,5 Prozent, das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als 2017. Rechnerisch mussten damit 210 000 Menschen weniger als im Vorjahr unterhalb der Armutsgrenze leben. Die Quote ging dem Bericht zufolge erstmals seit 2014 zurück, lag aber trotz der jahrelang guten Konjunktur fast einen Prozentpunkt höher als vor zehn Jahren. Die Armutsquoten teilten Deutschland in vier Regionen, heißt es in dem Bericht. Nach wie vor ist der Osten ärmer als der Westen, andererseits gehört das Ruhrgebiet zu den ärmsten Regionen im ganzen Land. Nordrhein-Westfalen ist deshalb die Region mit der höchsten Armutsquote (18,1 Prozent). Es folgen die ostdeutschen Länder mit 17,5 Prozent und ein Nord-West-Gürtel von Schleswig-Holstein bis zum Saarland mit 15,9 Prozent. Der Verband stützt sich auf den Mikrozensus des Statistischen Bundesamts. Bei der Berechnung zählt dem Bericht zufolge jede Person als einkommensarm, die mit ihrem Einkünften unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Eingerechnet wird das gesamte Nettoeinkommen des Haushalts inklusive Wohngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag oder sonstiger Zuwendungen. Anders als andere Untersuchungen, die bei der 60-Prozent-Einkommensschwelle die Begriffe "Armutsgefährdung" oder "Armutsrisikoquote" verwenden, spricht der Paritätische Verband ausdrücklich von Armut: "Unterhalb der 60-Prozent-Schwelle herrscht aus Sicht des Paritätischen Armut", heißt es in dem Bericht. Die Bezeichnung "Armutsgefährdung" sei eine Beschönigung. Seit vielen Jahren gibt es allerdings Kritik an der Berechnung der relativen Armut. Außer den Einkommensverhältnissen müssten etwa auch Lebenserwartung, Bildungsniveau und das Ausmaß an Teilhabe an der Gesellschaft berücksichtigt werden, mahnen Statistiker.

© SZ vom 13.12.2019 / epd, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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