Soziales:Weniger spenden mehr

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Die Zahl der Spender hat im vergangenem Jahr abgenommen, aber die Geldsumme ist gestiegen, das zeigt die aktuelle Studie "Bilanz des Helfens". Besonders viel geben Menschen einer bestimmten Altersgruppe.

Von Jan Willeken, Berlin

- Immer weniger Menschen spenden immer mehr Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen. Das ist die Kernaussage der jährlichen Studie "Bilanz des Helfens", deren Ergebnisse die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Mittwoch in Berlin veröffentlicht hat. Die repräsentative Untersuchung wertet jedes Jahr im Auftrag des Deutschen Spendenrats e.V. "Spendentagebücher" von 10 000 Menschen ab zehn Jahren aus. Die Ergebnisse werden auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet, Großspenden über 2500 Euro sind nicht enthalten.

Demnach haben im vergangenen Jahr überhaupt nur 20,5 Millionen Deutsche etwas gespendet - das sind so wenige wie nie seit Beginn der Erhebung 2005. Und trotzdem kam mit gut 5,3 Milliarden insgesamt mehr Geld zusammen als im Vorjahr: "Es verstärkt sich der Eindruck, dass diejenigen, die spenden, sich immer stärker in der Verantwortung fühlen, Gutes zu tun", sagte Daniela Geue, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats.

Das sind nach wie vor hauptsächlich die mindestens 60-Jährigen. Sie sorgen für 53 Prozent des gesamten Spendenvolumens, auch wenn die Jüngeren im Vergleich zum Vorjahr etwas aufholen. Ganz besonders viel geben die Menschen ab 70: Spender aus dieser Gruppe machen durchschnittlich 310 Euro pro Jahr für die gute Sache locker. "Da sieht man schon die Dramatik", sagte Bianca Corcoran-Schliemann von der GfK. "Denn was ist, wenn die Älteren den Markt verlassen?" Es sei keineswegs sicher, dass die nachrückenden Menschen ebenso mildtätig sein werden. Unter Umständen sagten die Jüngeren, wenn sie in Rente gehen, "Jetzt komm' erst einmal ich!" und gönnten sich zum Beispiel einen Urlaub, sagte Corcoran-Schliemann. Zudem könne die wachsende Sorge vor Altersarmut weniger Spenden generieren, wenn Menschen das Geld eher anlegen, um sich abzusichern.

Wenig förderlich für die Zahl der Spender könnte die aktuelle Situation bei der Organisation Amnesty International sein, da die Erfahrung zeigt, dass Spender oft sehr sensibel auf öffentliche Stimmungen reagieren. Die Menschenrechtler hatten nach zwei Suiziden von Mitarbeitern im vergangenen Jahr die Beratungsfirma KonTerra Group mit einer Untersuchung beauftragt. Der Bericht ist öffentlich zugänglich und hält erschreckende Zustände innerhalb der Organisation fest. Es gebe ein "toxisches" Arbeitsklima, 39 Prozent der befragten Mitarbeiter berichteten von psychischen oder körperlichen Beschwerden als direkte Folge ihrer Arbeit bei Amnesty International. Medienberichten zufolge haben alle sieben leitenden Chefs in einem internen Brief an Generalsekretär Kumi Naidoo ihren Rücktritt angeboten.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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