Soziales:Mehr Taschengeld fürs Mithelfen

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Vögel zählen oder Suppe ausgeben: Viele junge Leute engagieren sich in sozialen und ökologischen Projekten. Ministerin Giffey möchte, dass es noch mehr werden. Helfen soll dabei ein "Jugendfreiwilligenjahr".

Von Henrike Roßbach, Berlin

Wanderwege instand halten, im Sportverein mitarbeiten, Seevögel zählen, in Suppenküchen helfen oder bei der Nachmittagsbetreuung in der Schule: Zehntausende Jugendliche engagieren sich hierzulande jedes Jahr im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahres oder im Bundesfreiwilligendienst; hinzu kommen jene, die ihren Dienst im Ausland machen. Geht es nach Bundesjugendministerin Franziska Giffey (SPD), soll all das künftig noch attraktiver werden.

Am Montag stellte die Ministerin dazu ihr Konzept eines "Jugendfreiwilligenjahres" vor. Die bisherigen Programme sollen zwar bestehen bleiben, Giffey aber will als Überbau einen einheitlichen Rahmen mit festen Standards etablieren. Dazugehören soll ein höheres Taschengeld für alle Freiwilligen. "Die Jugendlichen sollen wollen dürfen", sagte Giffey und verwies darauf, dass viele es sich heute schlicht nicht leisten könnten, ein Jahr lang für sehr wenig Geld im Einsatz zu sein.

Das neue Konzept soll ein "Gegenentwurf zum Pflichtjahr" sein

Derzeit dürfen die Einsatzstellen ihren Freiwilligen bis zu 391 Euro im Monat zahlen; oft ist es aber weniger, auch weil der Bund höchstens 250 Euro erstattet - und selbst das nur beim Bundesfreiwilligendienst. Geht es nach Giffey, soll der Bund in Zukunft grundsätzlich die Kosten für 402 Euro Taschengeld übernehmen, plus Sozialversicherungsbeiträge. Zudem sollen die Jugendlichen einen Zuschuss von 25 Euro zur Monatskarte bekommen. Insgesamt rechnet das Ministerium mit einer Milliarde Euro Kosten im Jahr; auch weil es davon ausgeht, dass bei besseren Bedingungen bis zu 120 000 Jugendliche Interesse haben könnten, statt wie bisher gut 80 000.

Bei denen, die es betrifft, kommen solche Ideen gut an. Niemand mache ein freiwilliges Jahr, um reich zu werden, sagte etwa Laura Rupenow, 23, die selbst ein Freiwilliges Ökologisches Jahr gemacht hat und am Montag zusammen mit anderen Freiwilligen ins Ministerium eingeladen war. "Es geht darum zu reifen, den eigenen Horizont zu erweitern, herauszufinden, was man später machen will." Wenn man dabei aber aus Kostengründen "bei Mama und Papa" wohnen bleiben müsse, sei das "nicht so optimal".

Der Name "Jugendfreiwilligenjahr" kommt nicht von ungefähr. Giffey setzt auch für die Zukunft auf Freiwilligkeit. In der Union dagegen gibt es seit geraumer Zeit Stimmen, die nach dem Ende der Wehrpflicht eine neue Dienstpflicht fordern. Den Anfang machte im Sommer CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, die an diesem Wochenende zur Parteivorsitzenden gewählt werden will. Giffey hält von solchen Überlegungen wenig und sagt über ihr Konzept: "Das können Sie als Gegenentwurf zum Pflichtjahr betrachten." Sie wolle ein Modell, "das davon lebt, dass Menschen etwas aus Überzeugung tun". Ein Pflichtjahr würde nach Berechnungen ihres Hauses zudem fünf bis zwölf Milliarden Euro im Jahr kosten, schon alleine wegen des dann viel größeren Teilnehmerkreises von rund 800 000 Schulabgängern im Jahr.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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