Soziale Berufe:Auch Pflege braucht Pflege

Der Notstand bleibt bestehen.

Von Edeltraud Rattenhuber

Können Sie sich vorstellen, als Pfleger oder Erzieher zu arbeiten? In einer Umfrage für das Familienministerium beantworteten fast ein Viertel der befragten Jugendlichen dies grundsätzlich mit Ja. Eigentlich gute Voraussetzungen, um dem Fachkräftemangel in Pflege und Kinderbetreuung abzuhelfen. Wäre da nicht das Wörtchen "wenn".

Tatsächlich scheitert der Einstieg in einen sozialen Beruf nicht am Interesse der jungen Leute, sondern an Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Aufstiegsmöglichkeiten. Immerhin ist es im Berufsfeld Kinderbetreuung gelungen, das Image aufzupolieren. So wurde erst kürzlich die praxisintegrierte Ausbildung zur Regel erklärt. Auszubildende Erzieher haben nun in Deutschland Anspruch auf ein Gehalt - wie es in anderen Berufsfeldern üblich ist. Endlich, möchte man sagen.

Die noch dringendere Aufwertung der Pflegeberufe ist dagegen nicht gelungen - sie hat eher einen Dämpfer erhalten. Nach dem Applaus für ihr unermüdliches Engagement in der Corona-Zeit mussten die Krankenpflegekräfte feststellen, dass ein versprochener Bonus von 1500 Euro nicht an sie ausbezahlt wird. An den verheerenden Arbeitsbedingungen in der Pflege und den relativ niedrigen Gehältern wird sich so schnell wohl auch nichts ändern. So ist der Pflegenotstand nicht zu beheben.

© SZ vom 08.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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