Soldaten-Ehrenmal:Kritik an Jungs Alleingang

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Die gefallen Soldaten der Bundeswehr sollen ein Ehrenmal erhalten. Der Verteidigungsminister hat genaue Vorstellungen vom Standort - und provoziert nicht nur damit Kritik.

Peter Blechschmidt

Das geplante Ehrenmal für die im Dienst getöteten Angehörigen der Bundeswehr wird voraussichtlich in der übernächsten Woche den Haushaltsausschuss des Bundestags beschäftigen. Die Grünen haben beantragt, Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) solle seine Pläne für die Finanzierung der Gedenkstätte erläutern.

Der Grünen-Abgeordnete Alexander Bonde sagte der Süddeutschen Zeitung, die auf mindestens eine Million Euro geschätzten Kosten dürften nicht, wie von Jung geplant, aus dem Bauetat des Ministeriums gedeckt werden. Ein Sprecher Jungs kündigte an, der Minister wolle Mitte Juni den Verteidigungsausschuss über seine Vorstellungen für das Ehrenmal unterrichten.

Viele Parlamentarier fühlen sich in der Frage des Standorts von Jung übergangen. Der Minister hat bereits entschieden, dass das Ehrenmal für die bisher 2600 Soldaten und zivilen Mitarbeiter, die im Dienst ums Leben gekommen sind, auf dem Gelände des Ministeriums in Berlin errichtet werden soll.

Dagegen gibt es aus allen Fraktionen Stimmen, dass die Gedenkstätte besser in der Nähe des Reichstags gebaut werden sollte. Die Bundeswehr sei eine Parlamentsarmee und deshalb gehöre das Ehrenmal in die Nähe des Bundestags, sagte am Freitag die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Birgit Homburger der Süddeutschen Zeitung.

Für jeden Besucher offen

"Es ist nicht nachvollziehbar, dass man sich so versteift", kritisierte Homburger die Weigerung Jungs, über die Standortfrage auch nur zu diskutieren. Auch Vize-Parlamentspräsident Wolfgang Thierse (SPD) will die Entscheidung nicht Jung allein überlassen. Das sei vielmehr Sache des Bundestags oder der Regierung als Ganzes, sagte Thierse dem Handelsblatt. Allerdings unterstützte er Jungs Standort-Auswahl.

Nach den Plänen des Ministers soll die Gedenkstätte neben dem Antreteplatz an der Hildebrandstraße errichtet werden. Dort werden heute unter anderem offizielle Gäste mit militärischem Zeremoniell begrüßt. Vom Haupteingang zum Ministeriumsgelände an der Stauffenbergstraße aus gesehen, liegt dieser Platz auf der Rückseite der Ministeriumsbauten.

Eine direkte Verbindung vom Ehrenmal zu der Gedenkstätte für die Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime vom 20. Juli 1944 soll es nicht geben. Sie liegt im Hof des sogenannten Bendler-Blocks und ist von der Stauffenbergstraße aus öffentlich zugänglich. Auch das Ehrenmal soll für jeden Besucher offen sein; es wird nur bei offiziellen Anlässen gesperrt werden, wenn dies aus Sicherheitsgründen notwendig ist.

Jung strebt an, im November den Grundstein für das Ehrenmal legen zu lassen. Aus einem Wettbewerb hat eine Findungskommission nach inoffiziellen Informationen den Entwurf des Münchner Architekten Andreas Meck ausgewählt. Jung will dem Vernehmen nach diesem Vorschlag folgen.

Danach würde die Gedenkstätte etwa 10 mal 40 Meter groß, mit einer Außenwand aus Metall und einem Steinblock in der Mitte, an dem Kränze niedergelegt werden könnten.

© SZ vom 2. Juni 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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