Simbabwe:Diktator vereidigt Demokratiekämpfer

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Der Chaos-Staat Simbabwe hat einen neuen Ministerpräsidenten: Der umstrittene Präsident Robert Mugabe vereidigte seinen Erzrivalen, Oppositionsführer Morgan Tsvangirai.

Nach monatelangem Tauziehen mit Präsident Robert Mugabe ist der frühere Oppositionsführer Morgan Tsvangirai am Mittwoch als Regierungschef Simabwes vereidigt worden. Das berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP aus Harare.

Morgan Tsvangirai - noch als Oppositionsführer - bei einer Pressekonferenz in Harare. (Foto: Foto: AP)

Das Parlament in Harare hatte in der vergangenen Woche mit einer Verfassungsänderung den Weg für die Bildung einer Einheitsregierung geebnet. Beide Kammern stimmten der Einrichtung des Amts eines Ministerpräsidenten zu.

Simbabwe war nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im März 2008 im Chaos versunken, weil Tsvangirais Bewegung für einen Demokratischen Wandel (MDC) den Sieg für sich beanspruchte, Mugabe dies aber nicht zugestehen wollte.

Beim schließlich abgehaltenen zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahl im Juni nahm Tsvangirai wegen massiver Einschüchterung seiner Anhänger nicht teil. Die Rivalen einigten sich im September im Grundsatz auf eine Einheitsregierung, stritten anschließend aber um die Verteilung der Kabinettsposten.

Morgan Richard Tsvangirai (56) ist als größter Herausforderer von Simbabwes Präsident Robert Mugabe seit langer Zeit hart im Nehmen. Der neue Ministerpräsident hat in seinem viele Jahre dauernden politischen Kampf mehr als einmal Haft, Verfolgung, Diffamierung und Angriffe in Kauf nehmen müssen. Eine Narbe über dem Auge des am 10. März 1952 geborenen Maurersohns erinnert ihn daran, dass Andersdenkende in Simbabwe nicht nur behördliche Schikanen zu fürchten haben. 1997 war der bullige Ex-Gewerkschafter von Agenten in seinem Büro bewusstlos geprügelt worden.

Ihr Versuch, ihn aus dem 10. Stockwerk eines Hochhauses zu stürzen, ließ ihn auf seinem politischen Weg ebenso unbeirrt wie die schwere Misshandlung, die er gemeinsam mit Parteimitgliedern in Polizeihaft erlitt. Er bekannte sich stets zu friedvollen politischen Aktionen.

Der Aufstieg des Maschinenarbeiters und Vaters von sieben Kindern begann mit der Wahl in die Führung der Minenarbeitergewerkschaft im Jahr 1983. Fünf Jahre später war er Generalsekretär des damals stramm auf Regierungskurs getrimmten Gewerkschaftsbundes ZCTU. Ende 1999 schmiedete der Katholik dann aus dem von ihm geführten lockeren Oppositionsbündnis seine Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC).

© sueddeutsche.de/AFP/AP/jkr/mati - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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