Sicherheitslücken bei der US-Atomaufsicht:Lizenz zum Bombenkaufen

Lesezeit: 2 min

Sicherheitsmängel bei der amerikanischen Atomaufsichtsbehörde: Einer Scheinfirma wurde eine Lizenz zum Erwerb von radioaktivem Material ausgestellt. Damit könnten auch schmutzige Bomben gebaut werden.

Anna Holzer

Nukleare Bedrohung vermutet die amerikanische Regierung normalerweise vor allem in verfeindeten Ländern wie Iran. Doch jetzt haben US-Ermittler Sicherheitslücken bei der Atomaufsichtsbehörde ihres eigenen Landes, der Nuclear Regulatory Commission (NRC), aufgedeckt. Für eine eigens gegründete Scheinfirma bekamen sie problemlos die Lizenz zum Kauf von radioaktivem Material, das zum Bau einer sogenannten schmutzigen Bombe hätte verwendet werden können. Das geht aus einem Bericht hervor, der dem Nachrichtensender CNN vorliegt.

Demnach gründeten Ermittler des Government Accountability Office (GAO), einer US-Behörde für Haftungsfragen, eine Scheinfirma, ohne dafür auch nur ihre Büros in Washington zu verlassen. Für diese Firma erhielten sie in nur vier Wochen eine Lizenz, die sie zum Kauf von Geräten bevollmächtigte, die nukleares Material enthalten. Anschließend manipulierten sie die Lizenz, um so die Genehmigung zum Kauf einer unbegrenzten Menge an nuklearem Material zu haben. In kurzer Zeit bekamen sie damit Zusagen von zwei Herstellern von Maschinen mit radioaktivem Material.

"Obwohl wir keinen rechtmäßigen Verwendungszweck für die Maschinen hatten, bekamen unsere Ermittler innerhalb weniger Tage eine Lizenz von der NRC, Preislisten und Zahnungsmodalitäten, die es uns erlaubt hätten, zahlreiche Maschinen zu kaufen, die versiegelte radioaktive Ausgangsstoffe enthielten", heißt es in dem Report.

Atombehörde will Schutzmaßnahmen verschärfen

Dies seien erste Schritte, die ein Terrorist zum Bau einer schmutzigen Bombe hätte treffen können. Das Material in den Maschinen sei zwar nicht für eine spaltbare Atombombe geeignet gewesen. Trotzdem könne eine derartige Waffe durch die Verbreitung von radioaktivem Material Unheil anrichten.

Der Report soll am Donnerstag Gegenstand einer Anhörung im US-Senat sein. Die Behörde verhalte sich in einer Welt nach dem 11. September 2001 noch genauso wie vor den Anschlägen, sagte der republikanische Senator Norm Coleman aus Minnesota. Es gehe nicht mehr nur darum, ein neues Tschernobyl zu verhindern. "Die Realität ist, dass Terroristen daran interessiert sind, mit schmutzigen Bomben verheerenden Schaden in diesem Land anzurichten."

Ein Sprecher der NRC sagte am Mittwoch, es handle sich bei den betreffenden Stoffen um die am wenigsten gefährlichen radioaktiven Materialien. Die Bombe, die die Behörde damit hätte bauen können, "hätte die Strahlkraft eines Röntgengeräts gehabt". Trotzdem sei auch die NRC davon überzeugt, dass solche Stoffe nicht von Terroristen benutzt werden dürften. "Von nun an wird die NRC vor der Lizenzvergabe jedem Bewerber für diese Materialien eine Stippvisite abstatten; oder die Bewerber müssen zu uns kommen und ihre guten Absichten beweisen", sagte der Sprecher.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: