Sicherheit:Israel räumt Botschaften

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Jerusalem befürchtet eine Ausweitung des Terrors.

Karin Gothe

(SZ vom 12.09.2001) - Israel hat nach den verheerenden Terroranschlägen in den USA aus Angst vor einer Ausweitung des Terrors sämtliche Botschaften und andere öffentlichen Einrichtungen weltweit räumen lassen. Dies berichtete der israelische Rundfunk am Dienstagabend.

Im ganzen Land herrschten Entsetzen und Angst vor weiteren Terroranschlägen. Es wurde vermutet, dass der Anschlag nicht nur den USA, sondern auf indirekte Weise auch Israel gegolten habe.

Erst im Juni hatte der gesuchte Terrorist Osama bin Laden angekündigt, er plane einen "harten Schlag gegen die amerikanischen und israelischen Interessen".

Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser machte in einer ersten Stellungnahme indirekt islamische Extremisten für die Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon verantwortlich.

In einer Erklärung seines Ministeriums hieß es, Ben-Elieser glaube, "dass der extremistische, islamische Terrorismus die Haupt-Bedrohung für die Nationen der freien Welt ist". Ziel dieses Terrorismus sei es, "alle Werte zu zerstören, die die demokratischen Regierungen und westlichen Gesellschaften teilen."

Der Luftraum über Israel wurde noch am Dienstagabend für ausländische Flugzeuge gesperrt. Nur noch israelische Maschinen, die stets äußerst scharf kontrolliert werden, dürften noch auf den Flughäfen Israels landen, teilte das Verkehrsministerium mit.

Anfliegende ausländische Maschinen sollten auf andere Flughäfen umgeleitet werden. Die Maßnahme sollte zunächst 24 Stunden in Kraft bleiben. Die Deutsche Lufthansa strich alle ihre für Dienstagabend geplanten Flüge nach Tel Aviv in Israel sowie in die Hauptstädte des Libanon und Jordaniens, Beirut und Amman.

Der israelische Außenminister Schimon Peres sagte, nach den Ereignissen in den USA müsse man "die Strategie im Kampf gegen Terrorismus neu durchdenken". "Was bis heute gültig war, ist jetzt nicht mehr ausreichend", sagte er im israelischen Fernsehen.

Der Verteidigungsminister sagte seine für Mittwoch geplante Reise in die USA ab, um sich auf mögliche Krisensitzungen des Kabinetts vorzubereiten. Ministerpräsident Ariel Scharon sprach US- Präsident George W. Bush und dem amerikanischen Volk sein Beileid aus.

Ben-Elieser sprach im israelischen Armeerundfunk von einer schrecklichen Tragödie. "Ich fühle mit dem ganzen amerikanischen Volk", sagte er, "das ist eine ganz furchtbare Sache".

Israel bot den USA überdies Hilfe bei der Aufklärung der verheerenden Anschläge an. Mit seiner "großen Erfahrung mit Terrorismus" werde sein Land die Vereinigten Staaten unterstützen, sagte ein Sprecher Scharons.

Ben-Elieser versetzte nach Angaben des israelischen Rundfunks die Luftwaffe in Bereitschaft, um Bergungsexperten in die USA fliegen zu können. Israel hat seine Experten in den vergangenen Jahren immer wieder bei Erdbeben und ähnlichen Katastrophen eingesetzt. Sie waren unter anderem an der Bergung Verschütteter nach dem Bombenanschlag auf die Botschaft der USA in Nairobi beteiligt.

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