Seuche:Coronavirus breitet sich aus

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In China steigt die Zahl der Toten auf 56, etwa 2000 Menschen sind infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation appelliert an alle Länder, sich auf die Krankheit vorzubereiten.

Schutz vor der Seuche: Fast niemand geht in China mehr ohne Atemschutzmaske aus, auch diese Frau in Hongkong ist vorsichtig. (Foto: Dale de la Rey/AFP)

Die vielen Todesfälle und Infizierten durch das Coronavirus haben die Welt in Alarmbereitschaft versetzt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnte ein gemeinsames Vorgehen aller Länder an. China weitete die Quarantäne aus, 14 Metropolen in der Provinz Hubei mit 45 Millionen Menschen sind abgeschottet. Die USA, Frankreich und Japan wollen Bürger aus Wuhan ausfliegen. 2000 Infektionen waren am Sonntag in China nachgewiesen, die Zahl der Toten stieg offiziell auf 56. Außerhalb Chinas gab es 38 Krankheitsfälle, die meisten in Asien. In den USA wurde ein fünfter Fall bestätigt. In Kanada ging man von einem ersten Fall aus, Japan verzeichnete den vierten.

Frankreich hatte am Freitagabend drei Fälle bestätigt. Dort verzeichneten Apotheken einen Ansturm auf Atemschutzmasken. Die WHO lobte das Land, man habe gute Arbeit geleistet. "In einer Zeit der Unsicherheit über die Entstehung und das Verhalten eines Virus ist es umso entscheidender, dass Länder, Organisationen und die internationale Gemeinschaft als Einheit handeln", teilte das WHO-Büro Europa mit. Dazu zähle, vorbereitet zu sein, um Kranke aufzuspüren. Die Funde seien eine Erinnerung daran, dass der globale Reiseverkehr kein Land von der Ausbreitung von Infektionen ausschließe, so die WHO.

Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping berief in Peking ein Krisentreffen ein. Partei und Regierung müssten dem Kampf gegen das Coronavirus höchste Priorität einräumen, sagte er. Die Behörden untersagten den Handel mit Wildtieren, weil sie als potenzielle Überträger des Virus gelten. Es wird spekuliert, dass das Coronavirus mit Sars verwandt ist, das von wilden Schleichkatzen stammte, die in China als Delikatesse gegessen werden. Vor 17 Jahren wurden 8000 Menschen mit Sars infiziert. Chinas nationale Gesundheitskommission warnte am Sonntag vor einer steigenden Zahl von Krankheitsfällen und sprach von einer "sehr schwierigen Phase". Die Übertragungsfähigkeit des Virus nehme zu. Jeder Infizierte steckt Studien zufolge zwei bis drei weitere Personen an. Bei der Behandlung von Patienten meldeten chinesische Ärzte aber erste Erfolge.

In Guangzhou und Nanjing verhängte die Regierung eine Maskenpflicht. In Peking und anderen Städten bleiben Universitäten, Schulen und Kindergärten über das Ende der Neujahrsferien hinaus geschlossen. Japans Regierung wollte ihren Landsleuten bei der Ausreise aus Zentralchina helfen. Das US-Konsulat in Wuhan kündigte an, Bürger schnell auszufliegen. Der französische Autobauer PSA wollte Mitarbeiter und Familien aus Wuhan herausholen. Vor ihrer Rückkehr nach Frankreich sollten sie aber anderswo in China unter Quarantäne gestellt werden.

In den USA meldeten Chicago, der Staat Washington, Arizona und Kalifornien Fälle. Dort wurde ein Reisender aus Wuhan behandelt, der auf einer Isolierstation lag und in guter Verfassung sei, wie die Behörden mitteilten. Wer Kontakt mit ihm gehabt habe, sei lediglich einem "minimalen Risiko" ausgesetzt, gab das Zentrum für Seuchenkontrolle bekannt. Hinweise auf eine Übertragung von Mensch zu Mensch in Orange County gebe es nicht. Erste Verdachtsfälle in Berlin und Wien bestätigten sich nicht.

© SZ vom 27.01.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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