Serbien-Montenegro:Prozessauftakt im Mordfall Djindjic

Neun Monate nah dem Attentat auf den früheren serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic beginnt am Montag der Prozess gegen 36 Verdächtige. Djindjic war im März in Belgrad erschossen worden.

Auf der Anklagebank des Sondergerichtes werden sechs der 15 Hauptangeklagten sitzen. Im Zusammenhang mit dem Mordanschlag haben die serbischen Behörden insgesamt 44 Personen angeklagt, darunter den Hauptverdächtigen Milorad Lukovic. Gemeinsam mit 14 weiteren Verdächtigen befindet sich Lukovic, der ehemalige Kommandeur der paramilitärischen Einheit "Rote Barette", noch auf der Flucht und soll in Abwesenheit verurteilt werden.

Der pro-westliche und reformwillige Djindjic war am 12. März auf dem Parkplatz hinter dem Regierungssitz in Belgrad von einem Scharfschützen tödlich getroffen worden. Nach Behördenangaben war die Ermordung Djindjics Teil eines Plans, die demokratische Regierung zu stürzen und Anhänger des früheren Präsidenten Slobodan Milosevic wieder an die Macht zu bringen.

Zweifel an den Darstellungen der Staatsanwaltschaft

Bisherigen Ermittlungsergebnissen zufolge soll der Hauptangeklagte Zvezdan Jovanovic, ein ehemaliger Elitepolizist mit Kontakten zur Mafia, als einziger Schütze von einem Nachbargebäude zwei Kugeln abgefeuert haben. Die Darstellung der Staatsanwaltschaft wird jedoch angezweifelt. So berichtete Djindjics Leibwächter, der bei dem Attentat verletzt wurde, von zwei Schützen.

Der Prozess wird vermutlich länger als ein Jahr dauern, den Angeklagten drohen Haftstrafen bis zu 40 Jahren. Gegen acht weitere Personen wird getrennt verhandelt.

Der mutmaßliche Todesschütze Zvezdan Jovanovic war kurz nach dem Attentat festgenommen worden. Erstmals in der serbischen Rechtsgeschichte werden drei der Angeklagten als Kronzeugen auftreten.

© sueddeutsche.de/AFP/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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