US-Soldaten und irakische Nationalgardisten haben in der Stadt Samarra eine Großoffensive gestartet und dabei nach Krankenhausangaben mehr als 80 Menschen getötet und hundert weitere verletzt.
Wie das US-Oberkommando in Bagdad mitteilte, sollen mit der Aktion die Verwaltungs- und Polizeigebäude in der Widerstandshochburg wieder unter die Kontrolle der Übergangsregierung gebracht werden. Am Morgen waren weiter Gefechtslärm und Explosionen zu hören.
Die US-Armee teilte mit, dass sie in das Zentrum der Stadt Samarra vorgedrungen sei. Das Rathaus und Polizeiposten hätte man wieder unter Kontrolle gebracht.
Koranverse gegen Musikkassetten
Ein ungehinderter Zugang zu der 100 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt sei "nicht verhandelbar", hieß es.
Die Aktion sei eine Reaktion auf wiederholte Angriffe Aufständischer in der Stadt, die neben Falludscha und dem Bagdader Elendsviertel Sadr City als wichtigstes Widerstandszentrum gilt.
An der Offensive nahmen den Angaben zufolge Einheiten der 1. US-Infanteriedivision und zwei irakische Bataillone teil. Das deutet auf eine Truppenstärke von mehreren tausend Soldaten hin. Eine Reporterin des US-Fernsehsenders CNN, die als so genannte eingebettete Journalistin den Angriff begleitete, berichtete, die Truppen eroberten Samarra systematisch "Abschnitt für Abschnitt".
2000 Rebellen
Die Offensive richte sich gegen rund 2000 Rebellen, die in der Stadt vermutet würden. Die Truppen durchsuchten auch Moscheen. Seit Dienstag waren in Samarra vermummte Bewaffnete aufgetaucht, die in den Straßen Autofahrer und Passanten anhielten und die Herausgabe von Musikkassetten verlangten. Im Austausch gaben sie ihnen Bänder mit Rezitationen von Koranversen.
Samarra ist seit einiger Zeit unter Kontrolle Aufständischer und eine so genannte "no-go"-Zone für US-Soldaten. Die Amerikaner kehrten am 9. September einmal zurück, um ein Friedensabkommen mit Stammesführern zu schließen. Sie sagten Millionen von Dollar für den Wiederaufbau zu, wenn die Angriffe auf amerikanische und irakische Sicherheitskräfte aufhören. In den vergangenen Wochen kam es aber immer öfter wieder zu Zusammenstößen.